Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 194
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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194 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 5. Heft (Mai 1886.)

und liess uns, nachdem er unser Antlitz beleuchtet, (selbstverständlich
trugen wir als Kopfbedeckung einen Fez), ohne
Weiteres eintreten. Wir stiegen hierauf eine Treppe hinauf
und befanden uns alsbald in einem weiten Empfangsraum,
welcher von etlichen Petroleumlampen hell erleuchtet war.
Ringsherum an den Wänden waren Sophas angebracht,
und in der Richtung des Fensters stand ein rauchendes
Kohlenbecken, dem ein harziger Duft entstieg. Auf den
Sophas sassen mit gekreuzten Beinen unbeweglich zehn bis
zwölf Männer, die unser Eintreten gar nicht beachteten.
Wir nahmen auf einem freien Sopha Platz, und musterten
scharf die nichts weniger als Zutrauen erweckende Gesellschaft
, die aus zerlumpten Derwischen in Kaftans, einem
erdfahlen Hodsa und etlichen ärmlich gekleideten Alten
bestand. Europäische Kleidung trugen wir allein. Die
Muselmänner, in ihre Mäntel gehüllt, sassen wie starr da,
die halbgeschlossenen Augen an den Boden geheftet. Die
mit harzigem Duft (Geruch) gesättigte Luft des Raumes,
in dem wir uns befanden, beklemmte unsere Brust.

Als wir so bei fünfzehn Minuten stumm und unbeweglich
dagesessen, frug mich mein russischer Begleiter um die
Dinge, die da kommen sollten. M. Bey aber, der wie die
übrigen Derwische fromm und starr vor sich hinsah, gab
uns in unzweideutiger Weise zu verstehen, das*s hier nicht
der Ort zum Sprechen sei.

Es verging eine weitere Viertelstunde, worauf der
Vorhang einer Thür zurückgesogen wurde, aus welcher ein
alter Derwisch mit gebräuntem Gesichte und weissem Bart,
auf einen Stock gestützt, in den Saal trat. Ihm folgte in
der fadenscheinigen Uniform eines türkischen Soldaten ein
10- bis 12jähriger, gut entwickelter rothwangiger Knabe.
Der Derwisch, der uns zum Thor eingelassen, küsste dem
Alten die Hände, welche derselbe in betender Stellung,
mit den Flächen nach aufwärt^, gen Himmel richtete. An
seiner Seite stand theilnahmlos der Knabe.

Plötzlich steckte hierauf der Alte seinen Stock in den
Gürtel und begann den Knaben zu magnetisiren, indem er
dessen Kopf strich, dessen Schläfen drückte und seine
Finger entlang den Augenbrauen zog. Der Knabe erblasst,
schliesst die Augen und legt seine Arme an den Körper,
der plötzlich ganz starr geworden war.

„Er ist hypnotisirt," sagte mir mein Petersburger
College ins Ohr, — ich bedeutete ihn zu schweigen; — „es
ist dasselbe Phänomen, welches ich bei Hamen und Laufenauer
gesehen."

Nun stellt der alte Derwisch seinen Stock, der, wie


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