Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 199
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0207
Gessmann: Vampyrismus und Zoanthropie eto« 199

Heizen sind wir gewöhnt, mit jedem Beize eine besondere
Vorstellung zu verbinden, und umgekehrt auch mit jeder
Vorstellung den entsprechenden Reiz, Diese Reflexwirkung
äussert sich aber nicht nur im wachen Zustande, sondern
ebenso während des Schlafes. So veranlasst z. B. Rosengeruch
, welcher einem Schlafenden in die Geruchsnerven dringt,
in demselben die Vorstellung jenes Gegenstandes, hier also
jener Pflanze, mit der er diese Wirkung zu vereinen gewöhnt
ist; in den Träumen unseres Schläfers würden also bestimmt
Rosen vorkommen.

Diese Reflexwirkungen werfen ein klares Licht auf
das Zustandekommen vieler Traumbilder.

In einem gesunden Körper geben — wenn überhaupt
der zum Träumen nothwendige halbschlafähnliche Zustand
besteht — meistenteils äussere Einflüsse die Veranlassung
zur Entstehung von Traumbildern, und sind diese grössten-
theils freundlichen Charakters. Im kranken Organismus
hingegen spricht sich die Abnormität der organischen
Funktionen (besonders wenn die Störungen im vegetativen
System ihren Sitz haben) als Vision oder Hallucination
eines — bestimmte Schmerzen durch entsprechende Handlungen
hervorbringenden — Wesens aus, welches zufolge
gewisser unbewusster Ideenassociationen die Form und den
Charakter einer durch besonders unangenehme Eindrücke
in lebhafter Erinnerung verbliebenen Person annehmen
kann.

Die Krämpfe der Sprech- und Schlingwerkzeuge, sowie
das hierdurch bedingte Gefühl des Zusammenschnürens
der Kehle, ferner die blutunterlaufenen Stellen — Symptome
, welche an Vampyrisnius leidende Personen immer
aufweisen, — scheinen zufolge der eben besprochenen Reflexwirkungen
dem innern Blicke des Kranken von dem
würgenden und blutsaugenden Phantom, welches er im
wachen und normalen Gesundheitszustande als Vampyr zu
bezeichnen gewöhnt war, hervorgebracht.

Der commissionell beglaubigte Umstand, dass bei epidemisch
auftretendem Vampyrismus man thatsächlich lebende
Personen dabei ertappt hat, als sie des Nachts Menschen
und Thiere überfallen, gewürgt und zerfleischt haben, um
deren Blut zu saugen, erklärt sich dadurch, dass infolge
der beständigen Furcht vor diesen Schreckgestalten, den
Vampyren, manche Personen dem Wahn verfallen können,
selbst solche Vampyre zu sein, und dementsprechend auch
die diesem Wesen zugeschriebenen Handlungen ausführen.

Beim Vampyrismus sind also wesentlich zwei Kategorien
der Krankheit zu unterscheiden, nämlich jene, in welcher


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0207