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204 Psychische Studien. XTIT. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1886.)
flüssigen Substanz nehmen wir in der glänzenden Licht-
und Feuer er scheinung wahr, der Electricitätsdampf aber
bewirkt durch seine Bewegung, durch Stoss und Spannung,
Verdichtung und Verdünnung, Absorption. Sättigung, Freiwerden
, Oondensation und Entwicklung die verschiedensten
chemischen, physikalischen, physiologischen, meteorologischen
und cosmischen Erscheinungen, speziell die electrische und
magnetische Induction, die strahlende Wärme, das Od-,
Magnet- und Phosphorescenzlicht. Wie ans vielerlei Bezeichnungen
, als Phlogiston, Aura, Astralleib u. s. w. zu
ersehen, wurde an die Existenz einer solchen feinen Substanz
allgemein geglaubt, und namentlich kann der „trockne Dunst"
des Aristoteles als völlig identisch mit unserem Electricitätsdampf
*) angenommen werden.
Auf die chemischen und physikalischen Untersuchungen
soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, nur
ein wichtiger Punkt ist zu erläutern, weil damit sofort Einblick
in die thermochemischen und physiologischen Processe
gewonnen und die Absurdität der kinetischen Wärmetheorie
dargethan wird.**) Nach obiger Angabe sind die Atome
durch den flüssigen Electricitätsstoff in den Polen verkittet,
wie loser Staub durch Anfeuchten: diese Substanz verflüchtigt
und verdampft bei dem Zerreissen oder der sogenannten
chemischen Zersetzung, wodurch die explosiven,
optischen, thermischen, acustischen und mechanischen
Wirkungen erzeugt werden; natürlich muss durch das Zustandekommen
einer solchen chemischen Verbindung — da
nil ex nihilo — eine gleich grosse Bewegungserrösse verloren,
also meist an Wärme dem umgebenden Mittel entzogen
werden, als bei der Zersetzung frei werden kann. Bei
jeder Trennung des molecularen Zusammenhanges dagegen
oder beim Ausscheiden eines Einsatzstückes aus einem
Molecularausschnitt entstehen zwei Hohlräume, welche sich
sofort mit feinerem Stoffe füllen, mithin eine Wärmeabsorption
herbeiführen; während gerade beim Zustandekommen einer
*) Man vergleiche hierzu die offenbar entsprechenden Stellen der
Citate des Herrn Herausgebers im Februar Heft 1886 der „Psych.-
Stud." B. 69 ff. über einen „Dampf der Elemente." —
Gr. a Wittig.
**) Der Glaube an dip kinetisch** Wärmetheorie beginnt endlich
auch bei den Fachmännern wankend zu werden; Professor Osborne
ReynoV* (British Association 18*5) sagt: „Either the kinetic theory
was wrong or the expenmental results were wrong;" d. h. „Entweder
war die kinetische Theorie falsch, oder die experimentellen Resultate
waren unrichtig;" die babylonische Verwirrung id den Hypothesen der
Chemiker aber ersieht man aus dem Werke von Albrecht Ran „Die
modernen Theorieen der Chemie,"
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