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206 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1886.)
sammenhang aller Symptome mit den individuellen und
allgemeinen Elektrizitätszuständen am deutlichsten nachweisen
lässt.*)
Im Grunde genommen können alle Kreislaufstörungen
im Organismus auf Formen tat ions- und Gährungsprozesse,
auf Ueberwiegen des Centrifugal- oder Centripetaldruckes zurückgeführt
und der Siedeprozess im Kryophor — einmal durch
Erhöhung der Wassertemperatm, dann durch Abkühlung des
Wasserdampfrb — als anschauliches Beispiel genannt werden.
So beruhen die narkotischen Wirkungen des Salmiaks
, Stickstoffoxyduls etc. auf dem Zerfall der Molecül-
gruppen beim Verdampfen; die entstehenden Hohlräume
füllen sich nach obiger Erläuterung sofort mit feinerer
Substanz, welche sie den guten Leitungen, den Nervenenden
und Gehirngauglien leicht entziehen und so zunächst Erregung
, dann aber Schwäche und Bewusstlosigkeit herbeiführen
. Am deutlichsten können die narkotischen
Wirkungen, wie überhaupt alle elektrischen Inductions-
Phänomene, bei hysterischen Personen nachgewiesen werden,
da wegen der fehlenden Widerstandskraft das Fluidum hier
leichter vor- und zurückgedrängt, zum Ausstrahlen gebracht
oder an Wellenschlag erzeugt werden kann.
Gerade weil die durch eindringenden Elektrizitätsdampf
in allen Umhüllungen der Nerven-, Muskel- und peripherischen
Leitungen erzeugten Inductious-Erscheinungen, das Auftreten
der verschiedenen gleich- und entgegengerichteten Nächst
röme, sowie der Reflex- und Nebenströme, nach der jetzt
herrschenden Elektrizitätstheorie nicht zu erklären waren,
haben die Physiologen die früher allgemeine und sich stets
aufdrängende Anschauung aufgegeben, dass die motorischen
und sensorischen Neivensysteme wie elektrische Apparate
funetioniren. Nun erkennt man klar, wie die Firmen tations- und
Gährungserscheinungen in den Nervensystemen hysterischer
Personen erzeugt werden: so durch Auflegen einer Metallplatte
, in deren Poren der Electrizitätsdampf eindringen
und kondensiren kann; eines Magneten, dessen spiralförmige
Canäle diesem freien Abzug gewährt, wie ein Schornstein
der erwärmten Luit; von Kühl- und Zugflastern, deren
Wirkung ja gerade auf der Aufsaugung des feineren Stoffes
beruht; sowie durch Kitzel, faradische Reize, Aetherverdunsten
und ähnliche Mittel; an der Contactstelle erzeugt
der Zufluss ein Wärmegefühl, Reizung und Röthung, dagegen
an den durch dasselbe Rückenmarkszentrum in
nächster Communikation stehenden, symmetrisch gelegenen
*) Man vergleiche hiermit-^. J. Davis' Werk: — „Der Arzt" —
besonders den Absohnitt über die Cholera. — Die Bad«
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