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208 Psychische Stadlern XIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1886.)
Substanz in andere Aggregatzustände berücksichtigen, bietet
die Erklärung der Bansen^chm Experimente, der electrischen
und magnetischen JLnduction, der Wirksamkeit der Hyp-
noskope und ähnlicher Apparate, sowie der Pflanzenelec-
tricität und des thierischen Magnetismus keine
Schwierigkeit.
Bedenken wir, dass von Grossgehirnrinde, circulären
Muskelfaserbündeln, Medulla oblongata, Nervus sympathicus
etc. sowohl eine Wirkung auf die Sinnesorgane und die
Aussenwelt, wie eine Induction der eingeschlossenen und
benachbarten inneren Systeme möglich ist, dass bei Nachlass
des Centripetaldrucks die innere Kraft zur Aeusserung
kommt, so können wir den Uebergang aus dem hypnotischen
in den somnambulen und lethargischen
Zustand, den Zusammenhang zwischen epi- und
kataleptischen, idioelectrischen, Chorea- und
Drehkrankheits-Erscheinungen, das Erwachen
der inneren Sinne und Entwickeln der Anlagen wohl
begreifen, auch hoffen, über die Vorgänge in den Willensund
Vorstellungsorganen Aufschluss zu gewinnen. Bei allen
organischen Wesen beruht die Einschachtelung, die Entstehung
von Kern, Knotenfläche und Hülle, oder von Zellplatten
in den Hypomochlien und Indifferenzzonen, ebenso
auf Wirkung der feineren Substanz, wie die Bildung der
Lemniscaten, der Nobili sehen Ringe und ähnlicher Formen.
Eine der Entdreiung organischer Zellen analoge Erscheinung
bemerken wir auch bei psychischen Processen, der
Entstehung neuer Vorstellungsbilder und Kategorien aus
Wechselwirkungen, Apperceptionen, Associationen, Assimilationen
, Verschlingungen und Verschmelzungen: aus
Thesis und Antithesis die Synthesis, aus Empfindungsbewegungen
und Willensimpulsen die Denkprocesse, aus Idee
und Erscheinung die Einzelvorstellungen.
Unsere Welt ist kein Chaos von zerstreuten, mit
Massenanziehungskraft ausgerüsteten Atomen, sondern ein
organisirtes Gebilde, in welchem die stabilen Formen
die Weiterentwickelung des Ganzen und aller Glieder bedingen
. Nicht aber durch Analyse und Vivisection können
wir den Zusammenhang zu erkennen hoffen, sondern durch
Aufsuchen der Fäden und Bande, welche Atom an Atom,
Leib an Seele, Erde an Sonne und die Weltbausteine aneinander
knüpfen. Schon war der Nachweis geliefert, dass
die Erde keineswegs durch leeren Kaum von der Sonne
getrennt, vielmehr durch ein festes Band — funiculus
umbilicalis — mit ihr verbunden ist und Wärme, Licht
und Electricitätsstoff durch dasselbe empfängt; an dem
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