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260 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1886.)
Werth wohl derjenigen einer wissenschaftlichen Untersuchung
gleichzustellen ist: — sie sind nämlich durch die
Schmelzprobe eines Prozesses hindurchgegangen, und trotz
der erbitterten Verfolgung von Seiten der von der ge~
sammten öffentlichen Meinung und dem Vorurtheile unterstützten
Gegner gingen sie triumphirend daraus hervor.
Ich kann hier nicht auf alle Details der Laufbahn
Mumler's und seines Prozesses mich einlassen, denn das
würde eine ganze Studie für sich bilden; aber einige Hauptpunkte
sind hier nöthig, und vor Allem ist die Geschichte
ihrer Entstehung interessant. Im Folgenden geben wir die
eigenen Worte Mr. Mumler9* wieder, die wir seiner Erklärung
vor dem Gerichtshofe zur Zeit seines Prozesses
entnehmen; wir haben hierbei noch besonders zu bemerken,
dass die Manifestationen der tr^nscendentalen Photographie
auftraten, als Mr. Muraler noch Graveur von Profession war
und noch keine Kenntniss von der Photographie hatte. Er
erklärt: —
„Im Jahre 1861 hatte ich in der Stadt Boston, woselbst
ich als Graveur beschäftigt war, die Gewohnheit,
einen jungen Mann zu besuchen, welcher in einer von einer
Mrs. Stewart gehaltenen photogiaphischen Gallerie auf der
Washington street angestellt war. Gelegentlich pflegte ich
mit dem Instrument und den Chemikalien zu experimen-
tiren. Als ich mich eines Sonntags allein in der Gallerie
befand, versuchte ich ein Bild von mir zu gewinnen, und
damals entdeckte ich zum ersten Mal bei der Entwickelung
desselben, dass eine zweite Gestalt auf der Platte erschien.
Zu iener Zeit hatte ich noch nichts von den Geisterbildern
gehört, obgleich ich schon ziemliches Interesse an der
Lehre des Spiritualismus gefasst hatte. Zuerst wand ich
mich unter dem noch jetzt allgemein gehegten Eindruck
dass die Platte, auf der das Bild abgenommen wurde, nicht
rein gewesen sein könnte, und dass die Gestalt, welche sich
neben der meinen abschattete, auf dem Glase zurückgeblieben
sein müsse; und so stellte ich es auch meinen Befragern
und Anderen dar. Spätere Versuche jedoch, angestellt
unter Umständen, welche eine solche Möglichkeit ausschlössen
, haben mich in dem Glauben bestärkt, dass die
Kraft, durch welche diese Gestalten erzeugt werden, über
die menschliche Beherrschung hinausgeht, und die Experten,
welche vom Publikum dazu aufgefordert worden sind, haben
kein in dieser Weise gefertigtes Bild hervorzubringen vermocht
. Ich wünsche darzuthun, dass ich zu der Zeit, in
der ich die oben erwähnte Schattengestalt oder Form entwickelte
, ein vollständiger Novize in der Kunst des Photo-
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