Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 273
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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fr. Sommer: Das Kriterium der Wahrheit im Erkennen. 2?3

uns bewusst werden; die Consequenzen, welche aus den erlebten
und gegenwärtigen Eindrücken folgen, können wir
nur in sehr mangelhafter Weise voraus sehen. Unsere Persönlichkeit
ist daher eine höchst beschränkte und höchst
unvollkommene Species des Allgemeinbegriffs Persönlichkeit,
weil wir das, was in uns vorgeht, nur in sehr mangelhafter
und unvollkommener Weise zur Einheit unseres Be-
wusstseins, zu dem eigentlichen einheitlichen Kern unserer
wahren Natur, worin das Wesen unserer Persönlichkeit besteht
, zusammenzuschliessen vermögen. Diese Mängel sind
aber nur Mängel, die derjenigen Art von Persönlichkeit
anhaften, welche uns zu Theil geworden ist, Mängel, welche
den Begriff der Persönlichkeit in uns beeinträchtigen,

nicht aber constituirende Momente dieses Begriffs......

Eine consequente Steigerung des Begriffs der Persönlichkeit
hilft jene Mängel und Unvollkommenheiten, welche
nur den menschlichen Persönlichkeiten anhaften, schrittweise
beseitigen, und die höchste denkbare Stufe der Entfaltung
dessen, was das Wesen der Persönlichkeit ausmacht,
führt zu dem Begriffe der vollkommenen Persönlichkeit,
welche von allen jenen Mängeln frei ist und nur Gott eignet."

Nun sollte man doch meinen, dass in Gott auch der
Zeit- und Raum-Begriff ein möglichst vollkommener werden
müsste, weil dieser doch ganz wesentlich zum Begriffe einer
für sich seienden Persönlichkeit gehört; dem Verfasser
scheint aber vorzuschweben, dass in Gott gar keine Zeit
und gar kein Raum sei, ein Grundirrthum, der, wie uns
dünkt, auch die für sich wie für uns seiende Persönlichkeit
Gottes notorisch wieder in Präge stellen müsste. Der
Verfasser meint, dass, je mehr sich der Mensch entwickele,
er desto geschickter werden müsse, alle Nach- und Vorgedanken
, welche die Bedürfnisse der Gegenwart erfordern,
fehllos und sicher zu erreichen und bei seinen Entschliessungen
zu berücksichtigen; dass er ferner um so mehr die Schranken
von Zeit und Raum überwinden und das Vergangene und
Zukünftige in eine coucentrirtere, inhaltreichere Auffassung
der Gegenwart vereinigen werde. — Damit hätte der so
vollkommener gewordene Mensch doch aber nur die ihm
eng gesteckten Schranken von Zeit und Raum erweitert,
aber noch gar nicht Zeit und Raum selbst irgendwie in
sich aufgehoben. Letztereb wäre eine ebenso illusorische,
subjective Selbsttäuschung, wie wenn dem Glücklichen die
Stunde schnell zu verrinnen scheint, während sie dem Unglücklichen
oder bange Harrenden sich zu einer Ewigkeit
ausdehnt. Dieselbe Stunde verrinnt für Beide nach absolut
gleichem Zeitmaass.

Psychische Studien. Juni 1886. 18


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