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284 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1886.)
bloss um uralte Ideenkreise, sondern um gewisse tatsächliche
Erscheinungen, welche selbst hochgelehrte Philosophen
und Naturforscher anderen Schlages, als Herr Bastian ist,
frappirt haben. So lange diese Erscheinungen nicht psychologisch
und physiologisch richtig erklärt, sondern nur einfach
weggeleugnet werden, ist auf ein volles Verständniss zwischen
Wissenschaft und Spiritismus nicht zu rechnen. Die
Irrenhäuser werden diese Probleme nicht aus der Welt
schaffen. Sie müssen eben gelöst werden. Dabei können wir
Herrn Achelis vollkommen beipflichten, weni er mit Bastian
behauptet: — „Wie seltsam und für die historische Forschung
unerfindlich sich übrigens dieselben Ideenkreise und
Grundvoraussetzungen in völlig verschiedenen Hemisphären
und Zeiten wiederholen, das mag unter anderm die
Thatsache erweisen, dass sich diePlatonischePräexis-
tenz der Seele und anderweitige kosmogonische Dichtungen
bei den Südsee - Insulanern wiederfinden. Auch die
indische Spekulation, sowohl die des vielgegliederten Brah-
manismus wie des ursprünglich oppositionellen Buddhismus,
verräth eine merkwürdige Verwandtschaft sowohl mit der
griechischen als auch mit der modernen spekulativen Philosophie
, namentlich des subjectiven Idealismus." — Wenn es
auch für die streng pragmatische Wissenschaft keine supranaturale
Offenbarung giebt, wie Herr Achelis behauptet, so
dürfte er doch wissen, dass das Causalgesetz und die ihm
adäquate Erkenntniss der Erscheinungen und Verhältnisse
zwar naturgesetzlich sich ordnen lassen, aber dass stets ein
unaufgelöster Rest bleibt, weil unsere Erkenntnissbrille eben
nur auf diesen Causal - Fokus hin geschliffen ist. Sollte
es nicht doch noch eine höhere Erkenntniss, also eine Art
Offenbarung geben können, welche das non iiquet dieses
Erdenlebens ebenso auflöst, wie etwa ein menschliches Auge
die einem Insectenauge in seinem kleinen Bannkreise erscheinenden
unerklärlichen Hindernisse übersieht und entwirrt?
c) Aus dem englischen Journal „Good words" bringt
„Das Ausland" (Stuttgart, Cotta) in Nr. 26 von 29. Juni 1885
eine Reiseskizze über „Die Shetlands-Inseln und
ihre Bewohner," worin wir Folgendes lesen: — „Alle
Fischergemeinschaften sind abergläubisch, aber der Shet-
länder hat hierin durch seine norwegische Abkunft noch
etwas voraus. Alte Mythen haften noch immer an abgelegenen
Oertlichkeiten und beeinflussen das Gebahren und
regeln das Treiben mancher Fischerfamilien. Alte Lieder,
alter Aberglaube, verklungene Sagen vererben sich durch
mündliche Ueberlieferung noch heute von einem Geschlechte
zum andern, — Der häusliche Aberglaube der Shetländer
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