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Dessoir: Der Thymismus von Maack.
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wird ferner die Unzulänglichkeit des stabilen Monismus
und vor allen Dingen die des Dualismus nachzuweisen
haben; denn wenn es auch ohne Zweifel ein berechtigtes
Interesse der Wissenschaft ist, die Mannigfaltigkeit verschiedener
Erscheinungen unter ein einziges Prinzip zusammenzufassen
, ,,so ist doch das grössere und wesentlichere
Interesse stets nur dies, das Geschehende auf diejenigen
Bedingungen zurückzuführen, von denen es in Wahrheit
abhängt."*)
Ausser diesem Gedankengange im Allgemeinen möchte
ich noch eine besondere Stelle genauer wiedergeben, die
vornehmlich der Grund ist, weshalb der Thymismus in
dieser Zeitschrift besprochen wird. Denn wenn es auch
die Pflicht eines Jeden ist, der sich, mit den magischen
Kräften unserer Seele beschäftigt, die Existenz eben
dieser Seele nachzuweissen und die darauf bezüglichen
philosophischen Systeme kennen zu lernen, so würde
es doch zu weit führen, wenn man alle Versuche dieser
Art in den Kreis der Betrachtung ziehen wollte. Maack
aber ist einer derjenigen neueren Philosophen, welche auch
die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur
anerkennen, in ihren Untersuchungen beachten und durch
Hypothesen zu erklären suchen. Seinen Standpunkt zu
dieser Frage charakterisirt er auf Seite 14 der „Präliminarien
" mit den Worten: — „Ob sich überhaupt die aktive
Existenz einer Geisterwelt — die a priori absolut nicht
geläugnet werden kann, wie jeder denkende Mensch (ausgenommen
die Materialisten) zugeben muss und auch zu-
giebt, — beweisen lässt, dies halte ich für sehr fraglich.
.Aber eine Lehre, die das höchste philosophische Problem
nicht nur berührt, nein, die sich fast ausschliesslich mit
demselben beschäftigt, die Unsterblichkeit beweisen zu
können wenigstens versucht, eine solche Lehre vornehm
ignoriren zu wollen, ja sie nicht einmal als einen der
wahren Philosophie würdigen Gegenstand betrachten, ja
sie sogar — wie es von Seiten solcher Männer geschieht,
die vor allen andern Forschern Grund hätten, die Sache
gründlich zu untersuchen, — verspotten, verhöhnen (ein
billiges Vergnügen!) zu wollen ... ?! 0 tempora, o mores!
— Darin wird jeder vorurteilslose Mensch dem Verfasser
Recht geben müssen, dass durch Ignoriren und
Verspotten nichts ausgerichtet wird; sollte auch das ganze
Gebiet sich in Fälle bewusster und unbewusster Täuschung
auflösen, es muss dies doch eben durch eine ernste und
V Loize, „Mikrokosmos" I, 165.
Peyohisohe Stadien. Juli 1889.
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