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Wittig: Friedrich d. Grosse und sein Verhalten etc. 327
stellen, sondern psychisch-mediumistische Einflüsse voraussetzen
lassen, die Schreiber dieses nicht einer irdische Geschicke
lenkenden transcendenten Geisterwelt, wohl aber der
mit ihren Urvorfahren in stetem innigen Connex befindlichen,
weil auf ihren Schultern stehenden und ihre eigenen Geschicke
in ihrem Entwickelungstriebe weiter tragenden und
lenkenden erdlebenden transcendentalen Geisteswelt zuschreibt
. Friedrich d. Gr. rückt mit einem alle physischen
und geistigen Spannkräfte des damaligen preussischen Staates
in sich vereinigenden Heere über die Grenzen Schlesiens
zu dessen Eroberung und zwar an einem Orte ein, der mit
dieser Eroberung in engster geschichtlicher Verknüpfung
steht. Er hat Erbansprüche auf Schlesien von einem der
letzten Piastenherr.öge zu Liegnitz, Brieg und Wohlau in
Schlesien, welcher mit einem seiner brandenburgischen Vorfahren
eine sog. Erb Verbrüderung geschlossen. Diesem Piasten-
geschlechte gehört Schlesiens grösste Heilige und Schutzpatronin
an, die Fürstin Hedwig (1174—1243), welche Friedrich
d. Gr. selbst einst „seine himmlische Frau Bas" nannte
und der zu Ehren er Mitbegründer der St. Hedwigskirche
in Berlin war, auf welcher noch heut die Inschrift steht:
— „Friedrich, der nicht diejenigen hasst, die Gott auf eine
andere Art dienen, als Er, hat diese Kirche erbaut!" —
(Vergleiche A. Knöblich „Lebensgeschichte der heiligen
Hedwig [Breslau 1860] S. 26'5 ff.) Diese heilige Hedwig
nun war im Anfang April des Jahres 1241 mit ihren Trebnitzer
Kloster - Nonnen und ihrer böhmischen Schwiegertochter
Herzogin Anna, der Gemahlin ihres Sohnes Herzog
Heinrichs des Frommen von Breslau, vor dem wilden Ansturm
der Mongolen von Liegnitz aus nach der Oderburg
Crossen geflüchtet. Am 9. April fand jene denkwürdige
Schlacht auf der berühmten Wahlstatt in Schlesien statt,
von der alle Schriftsteller jener Zeit voll Grausen über den
Heldentod Heinrich?$ des Frommen mit fast der ganzen
Blüthe der schlesischen Ritterschaft berichten. Die Mongolen
und Tartaren, welche sogar Russland unterjocht hatten und
deren goldene Horde noch 300 Jahre später in K a s a n an
der Wolga herrschte, erlitten hier unter ihrem Führer Peta
zwar keine Niederlage, aber einen solchen wehrhaften Widerstand
, der sie in Verbindung mit der Nachricht vom Tode
ihres Grosschans Okiai und vom Heranziehen neuer böhmischer
und deutscher Heeresmassen zum Rückzüge durch
Schlesien, Glatz, Mähren und Ungarn bewog, Hedwig, die
Gemahlin Heinrich's des Bärtigen, lebte von diesem, nachdem
sie ihm drei Töchter und drei Söhne geboren, 30 Jahre
bis zu dessen auf derselben Burg Crossen am 19. März
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