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350 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1886.)
nisse an eine ausserirdisclie Ursache zu knüpfen, und zwar
lediglich zum Zweck der Wetterprognose. . .. Die frühesten
Vorstellungen der Menschen bezüglich der Witterungswechsel
neigen dahin, dass dieselben von übernatürlichen Wesen,
Göttern oder auch Dänionen, unmittelbar veranlasst würden;
auch glaubte man an gewisse geheime Beziehungen zwischen
dem Wetter und menschlicher Thätigkeit, die es Einzelnen
ermöglichen sollte, das Wetter nach Belieben zu gestalten.
So erzählt Seneca, dass es zu Kleone im Peloponnes Leute
gab, welche Hagel und Gewitter überwachen und fernhalten
sollten, und bemerkt: 'Die Weisen sagen, es sei nicht möglich
, mit dem Hagel einen Vertrag zu schliessen und den
Witterungslauf mit Präsentchen abzukaufen; andere suchen
im Blute eine grosse Kraft, Gewölke abzulenken; das
kürzeste wäre, wenn man sagte: es ist Lüge und leeres Geschwätz
. Allein zu Kleone zog man diejenigen, denen das
Amt der Gewitterwache übertragen war, zur Verantwortung
: durch ihre Vernachlässigung hätten die Weinberge
Hagelschlag erlitten oder wären die Saaten zu Grunde gegangen
'.
„Im Mittelalter war der Wahn verbreitet, es sei einzelnen
Menschen möglich, durch Zauberei das Wetter nach
Belieben zu gestalten. Kopp berichtet von einem 1584 in
Rostock als Hexe angeklagten Weibe, dasselbe hat bekannt:
wenn sie einen Sturmwind erregen wollte, habe sie von dem
Wasser, worin sie den Satan gebadet, in den Strand gegossen
, in tausend Teufels Namen, und so den Teufel gezwungen
, Brausen und Sturmwind zu erregen, und dabei
habe bie den Namen des Schiffes genannt, welchem die
Schädigung zugedacht war; doch habe mit ihrer Absicht
ihre That die Leute auf dem Schiff nur schrecken, nicht
umbringen wollen. In einem in Regensburg 1596 gedruckten
Buche wird von 133 Unholden, die man an einem Tage
verbrannt hat, gemeldet: —
„'Weiter habens bekend (bekannt) der Massen (der-
maassen), wie sie haben auffgehen lassen grausame Wetter
und Wassergüss, mit Hagel und mit Steinen, grossen Schaden
gethan an Bäumen, wol durch jhr Teufels Kunst.'
nvan Bebber berichtet, dass 1659 mit Genehmigung des
Bischofs von Bamberg eine gedruckte Broschüre erschien,
worin unter anderem gemeldet wird: —
„'Darauf der 2. Cantzler und Doktor Horn, des Oantzlers
Sohn, sein Weib und zwo Töchter, auch viele vornehme
Herren und Rathspersonen, die mit dem Bischof über der
Tafel gesessen, sind alle gerichtet und zu Asche verbrandt
worden.
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