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Wittig: Giebt es wirkliche Hexerei und Zauberei? 351
„'Und haben bekennet, dass sich ihrer über die 1200
miteinander verbunden haben, und wenn ihre Teufelskunst
und Zauberei nicht an den Tag kommen, wollen sie gemacht
haben, dass in vier Jahren kein Wein noch Getrey-
dig im ganzen Lande gerathen wäre und dadurch viel
Menschen und Viehe Hungers sterben und ein Mensch der
ander fressen müsse.
„'Der eine Bürgermeister in der Langen-Gassen und
der andere Bürgermeister Stephan Barver, die haben bekennt,
dass sie viel schreckliche Wetter und grosse Wunder gemacht
und viel Baum im Wald und Feld aus der Erde
gerissen und nicht anders vermeint, sie wollten das Wetter
und den Wind so arg machen, dass es den Thurm zu
Bamberg über den Haufen werfen soll.'
„Das müssten allerdings Wettermacher gewesen sein,
die über Kräfte verfügten, gewaltiger als diejenigen aller
Dampfmaschinen der Gegenwait zusammengenommen.
Immerhin bleibt es ein für uns gegenwärtig noch völlig unlösbares
Problem, wie eine Anzahl sonst recht gebildeter
Menschen in den Wahn verfallen konnte, es sei ihnen gegeben
, Stürme und Ungewitter hervorzurufen, van Bebber
macht zwar die richtige Bemerkung, die Menschen hätten
bis zum 17* Jahrhundert gewissermaassen in einer theologischen
Atmosphäre gelebt und seien daher alle Ansichten
und Meinungen mit einem Hange zum Wunderbaren verbunden
gewesen* Mit rührender Vertrauensinnigkeit, sagte
er, suchte man den Grund der Naturerscheinungen,
wenigstens der schädlichen, in dämonischen Gewalten, und
so wurde jedes nüchterne Bestreben, in das Wesen derselben
einzudringen, von vornherein ausgeschlossen. Damit
ist aber natürlich nur eine Seite des Problems gedeutet,
die Haupt Schwierigkeit dagegen, nämlich wie
Menschen sich selbst als Veranlasser gewisser
Naturerscheinungen bezeichnen konnten, bleibt
bestehen und verlangt eine Lösung von völlig
anderer Seite. Erst die Portschritte der Astronomie,
die Entdeckungen, dass die Gestirne nach Regeln ihre Bewegungen
vollführen, die wir mathematisch feststellen
können, und dass sie von Kräften bewegt werden, die nicht
von denjenigen verschieden sind, welche auch auf unserer
Erde auftreten, dann die Anwendung des Fernrohres auf
die Himmelskörper, endlich die Fortschritte der Physik
überhaupt, haben dem Aberglauben auch auf dem Gebiete
der Meteorologie den Boden entzogen. Man wandte
sich auch hier mehr und mehr der Beobachtung als
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