Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 388
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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588 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1886.)

druck empfindlich, gleichsam nach Innen gekehrt, zuweilen
rasch hin- und her rollend, die Bilder emsig verfolgten,
welche durch die bewegte Seele zogen. Dabei lispelten
meistens die Lippen, die Ohren schienen mit Gespanntheit
ferne, nur ihnen wahrnehmbare Laute aufzufangen, die
Hände waren eiskalt. Plötzlich stiess sie einen Schrei aus:
„Sie haben ihn ermordet! Ach!" Dabei erwachte sie und
ging ihren Geschäften nach; manchmal sank sie bald wieder
in ihren früheren Zustand zurück, manchmal Hess ihr die
Aufregung eine solche Erschöpfung zurück, dass sie —
aber nur des Abends — in einen tiefen, bleischweren Schlaf
verfiel. Die Nacht verlief immer ruhig; wenn die Natur die
nöthige Erholung forderte, hörte ihre eigenthümliche Seelen-
thätigkeit auf. Die Stellung des Körpers hatte auf ihren
Zustand keinen Einfluss; es blieb sich gleich, ob sie sass
oder stand, oder auf- und abging, im Zimmer wie im Freien.
War ihre Geistesabwesenheit nur im geringen Grade vorhanden
, so konnte sie dabei mechanisch arbeiten, selbst
plaudern, während sich ihre Augen wie schlaftrunken
und doch eigentümlich glänzend nach innen kehrten, ihre
Ohren lauschten und irgend ein Wort aus ihrem Munde
hörbar wurde. Die Stimme war aber dann eine andere
als beim gewöhnlichen Gespräche, sie hatte jenen unheimlich
dumpfen Klang, den man bei Schlafenden, die im Traume
reden, wahrnimmt. In den meisten Fällen sprach sie aber
so leise, dass es nur meinem im Belauschen scharf geübten
Ohre gelang, jenes Gelispel zu verstehen. Nicht immer
hatte sie den Zusammenhang des mit mir geführten Gespräches
verloren; sie setzte es, wenn auch zerstreut, weiter
fort. Wurde sie aber von den ihrem Geiste vorschwebenden
Bildern überwältigt, so gebot sie mir mit der äussersten
Heftigkeit Ruhe, um sich ungestört in ihrer Welt zu bewegen
. Auch pflegte sie hie und da sich dem Fenster zu
nähern, und Ohr und Auge nach einer gewissen Richtung
hinzuwenden. Fanden sich in solchen Augenblicken Leute
bei uns ein, so zog sie sich zurück in ein anderes Zimmer
oder draussen in's Freie.

Es war nicht schwer, sie wieder zu sich zu rufen, aber
sie litt sichtlich unter solchen Versuchen. Berührte ich
ihre Hand, so sagte sie: „Lass mich!*' und beharrte in
ihrem seltsamen, traumartigen Zustand, welchem sie manchmal
ein zufälliger Lärm zu entreissen vermochte. Sie er-
schrack dabei, aber heftiger als Einer, der unsanft aus dorn
Schlafe gerüttelt wird.

Fühlte sie schon des Morgens beim Erwachen, dass
ihre Seele an dem Tage andauernd in Anspruch genommen


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