Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 389
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Margaretha A. Kr.: Charakteristik einer Hellseherin. 389

werde, so empfand sie das ßedürfniss der Einsamkeit und
begab sich an irgend einen entlegenen Ort, wo sie, selbst
ohne Nahrung zu sich zu nehmen, 7—8 Stunden blieb.
Auf ihre Heimkehr war ich besonders gespannt, denn damals
beschäftigte sie sich mit meinen eigenen Angelegenheiten
ganz ausschliesslich. Die Theilnahme für Fremde
hatte sie früher nur immer zu kleinen Zwischenräumen aus
der Alltäglichkeit hinweggerufen. Ich wusste, wie es um mein
Theuerstes stand, wenn sie, bald tiefbetrübt und niedergeschlagen
, bald ruhig ergeben, bald so heiter und aufgeräumt
zurückkehrte, dass es mir vorkam, als wölbe sich ein
Himmel der Wonne über mich, als habe sich die reinste
Freude vor meinen Augen in die Gestalt einer liebenden
Mutter verkörpert und halte mich mit ihren treuen Armen
umfangen.

Seit dem Jahre 1875 bis zu ihrem Tode im Januar
1884 verknüpfte sich alles, was in der Seele meiner Mutter
vorging, mit meinem eigenen Schicksal; jedes Interesse für
Anderes war in ihr erloschen. Seit der Zeit konnte ich
auch, soviel es einem einzelnen Menschen überhaupt möglich
ist, ihre Aeusserungen controlliren. Ich fing jedes von ihr
gemurmelte Wort begierig auf, auch begann ich sie in's
Verhör zu nehmen. Aber nur dann, wenn sie aus eigenem
Impuls im traumartigen Zustand ihre Bemerkungen hinwarf
, drückte sie sich unverhohlen und energisch aus. Sie
nannte keinen Namen, aber mir war es ganz unmöglich, auf
den Einen zu beziehen, was den Andern anbetraf.

Sie war überall anwesend, wo mich Menschen liebten
oder hassten, und horchte ihrem Gespräche zu — diese
hörte ich natürlich nicht; sie warf aber einige Worte in
ihre Reden hinein, an welche ich dann anknüpfen konnte*

Es sei beiläufig gesagt: ich hatte auf meinem Lebenswege
dns Unglück gehabt, mit ränkevollen Persönlichkeiten
zusammenzustossen, und meine Mutter hatte das zweifelhafte
Glück, ihr Gerede zu vernehmen.

Wurde ich z. B. verleumdet, so glaubte sie die Zuhörer
beschwören zu müssen: — „Glaubet nicbtl Es ist nicht
wahr! Ach, meine arme Tochter! Hundssohn, Du! Willst
Du schweigen, Elender! Fort, mein Herr, fort; hören Sie
dergleichen nicht zu! Fliehen Sie!" —

Ich half dann mit meinen Fragen nach: „Mama, ist es der
N. N.9 der von mir spricht?" Dabei brauchte ich nur ihre
Miene zu beobachten, oder sie erwiederte: — „Woher weisst
Du es? Habe ich's gesagt?" — „Und die Beschuldigungen?"
forschte ich weiter. Wieder bekam ich eine indirekte Antwort
„Es sind Menschen, welche selbst in Dein Innerste»


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