Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 402
(PDF, 156 MB)
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402 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1888.)

Ohne sie . . . abgesehen von dem Brande, dessen Entstehung
noch dunkel ist, . . . ohne sie lebten wahrscheinlich
die Kinderchen noch, die die Herzensfreude des Alten
waren und seinen heftigen Sinn (gegen seinen Sohn) milderten,
und er selbst wäre bei gesunden Sinnen. Nun frage ich,
wie geht es zu, dass ohne objektiven Thatbestand, ohne
nachweisbares Verbrechen^ diese Person die Rolle des Fauns
spielt und solches Unheil zu Stande bringen kann?' — 'Es
kommt vom Aberglauben' meinte Gertrud. — 'Das heisst
sich im Kreise drehen, Kind. Was ist Aberglaube?' —
'Wenn man etwas glaubt, was nicht wahr sein kann, was
ganz unsinnig und verkehrt ist.' —

„'Damit ist nichts erklärt. Wenn Jemand käme und
den Leuten weiss machte, die Erde sei nicht rund, sondern
viereckig, oder sie stehe unbeweglieh still in der Mitte des
Weltalls, so wäre das allerdings ein grober Irrthum, aber
es wäre noch immer kein Aberglaube, es würde auch den
Leuten nicht schaden, wenn sie sich darüber nicht belehren
lassen wollten. Der Abergaube ist eine geheimnissvolle,
eine böse Macht, die geradezu vernichtend wirkt, wenn die
menschlichen Leidenschaften ins Spiel kommen.
Sie hat ihre Wurzeln im grauen Alterthum, und in unseren
Tagen ist sie noch ebenso verbreitet. Es ist etwas Unausrottbares
. Man bildet sich manchmal ein, die wachsende
Aufklärung werde diesen Wahnsinn besiegen, aber es ist
eitel Täuschung. Wie sich die Menschen umbilden im
Laufe der Jahrhunderte, so bildet sich auch der Aberglaube
im; er bequemt sich allen Wandlungen an, er wird
manierlicher, geleckter, aber bei Licht besehen, ist es immer
derselbe alte Heidengreuel, den wir nicht los werden können.
Er drängt sich in alle menschlichen Beziehungen ein; er
geht neben der Tagesgeschichte her, gleichsam das Nachtgebiet
des Lebens.' — 'Aber warum kann die Vernunft
nicht doch endlich die Menschen eines Besseren belehren?'
fragte Gertrud.

„Rittler war in seiner Erregung im Zimmer hin- und
hergegangen; jetzt blieb er vor Gertrud stellen, sah sie bedeutsam
an und sagte: — 'Das könnte sie gewiss, wenn
der Aberglaube weiter nichts wäre, als Irrthum, Betrug
oder Einbildung. Eben weil doch noch etwas anderes
dahinter steckt, etwas, das uns ein Geheimniss
ist und über unsern Horizont geht, lässt uns die
Vernunft dabei im Stich, denn sie erklärt uns nur die
Gesetze unseres irdischen Daseins; das Gebiet aber, darin
der Aberglaube seine Macht hat, ist nicht diese sichtbare
Welt, sondern die menschliche Seele. Nur wo sie berühr


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