Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 449
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0457
Margaretha A. Kr.: Charakteristik einer Hellseherin. 449

ausrufen können: „Nid** zu hassen und zu fluchen, zu lieben
und zu segnen bin ich da!" Die Guten wusste sie immer
richtig zu beurtheilen, die Schlechten aber — sie litten
nur. Neid, Missgunst, Selbstsucht, waren ihr eben so viele
Leiden, die nicht nur bedauert, sondern auch verdeckt
werden mussten. Ich durfte nicht klagen, damit der Feind
der Menschheit es nicht höre und sich darüberj freue.
Manchmal klopfte sie an den Balkon und am Ofen, um
ihn zu erschrecken. „Der will nicht sterben," sagte sie zu
mir, „ich meine fast, er sei alt wie die Welt. Woher denn
sonst alle die Greuel?" Sie dachte aber nicht daran, ihn
mit dem biblischen Teufel zu identificiren.

Meine Mutter war nicht abergläubig, und ich sann oft
nach, woher sie diese Vorstellung von einem solchen Feinde
der Menschheit entnommen habe. Ich bemerkte aber, dass
sie in der Sphäre ihres übersinnlichen Verkehrs verschiedenen
Gefahren ausgesetzt war.

Intriguanten sind auch Schwindler, und sie hörte ihren
.Reden zu. Statt ihre Selbstständigkeit zu behaupten, Hess
sich meine Mutter manchmal ebenso beschwindeln, wie
Derjenige, welcher persönlich an dem Orte zugegen war,
wo dieses oder jenes wirklich gesprochen wurde. Sie zeigte
sich manchmal so betroffen, wie ein Mensch, der einen
Gaukler anstaunt: „Jetzt verstehe ich," sagte sie, „jetzt begreife
ich; ach, so ist es!" Auch wurde sie von manchen
Schlagwörtern frappirt, welche sie wiederholte. Die Schlagwörter
mussten gegen mich gerichtet sein. Ich stellte
Proben an und wiederholte solche Schlagwörter wie zufällig
in gleichgültig und ruhig geführten Gesprächen mit
solchen, tür welche sie eigens fabricirt waren; sie erschienen
in harmlosem Zusammenhang, aber ich gab denselben
eine besondere Betonung, und die Wirkung blieb
nicht aus. Meine Feinde selbst haben zuweilen die Un-
klugheit gehabt, mich fragen zu lassen, woher ich denn
beim Himmel Alles wisse. Ich hatte aber auf ganz natürlichem
Wege ermittelt, dass dieselben sich in der That
bestrebten, die Schuld von allem Unglück, das mich traf,
von sich zu wälzen und auf Andere, welche sie aber nicht
namhaft machten, also auf ein Unbekanntes zu schieben.
Es ist nicht unmöglich, dass auf diese Weise das Bild
jenes Feindes der Menschheit in die Phantasie meiner
Mutter Eingang gefunden hatte.

Auch widerspricht dies der Fähigkeit des Gedankenlesens
nicht. Denn in dem Augenblick, dass ein
Mensch den festen Willen hat, einem anderen etwas weiss
zu machen, deckt und färbt dieser Wille, der bei kräftigen

Psychische Studien. Ootober 1886. 29


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0457