Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 452
(PDF, 156 MB)
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452 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 10. Heft. (Oetober 1886.)

Diese seltene seelische Begabung dauerte bis zu ihrem
Tode; sie verfolgte mit ihrem Geistesblick mein Schicksal,
selbst nachdem ihr Auge gebrochen war; ihre Lippen lispelten
noch, als das Todesröcheln sich einstellte, aber nicht
bis zu ihrem letzten Seufzer. Ihre Lider folgten willig
meiner Hand, als ich ihr die Augen schloss, und das süsse
Antlitz, in welchem die Sanftmuth einer zu Tode getroffenen
Taube sich abspiegelte, schien mir den Dank fiir
diesen letzten Liebesdienst ausdrücken zu wollen!

Aus dieser Schilderung würde sich ergeben: —

1) Dass hier ein durch 15jährige Beobachtung konsta-
tirter Fall hellseherischer Begabung vorliegt, wobei der
Beobachter zwar ein Laie im psychischen Wissen war,
aber das grösste persönliche Interesse haben musste, um
die Bedeutung dieses Zustandes in seinem ganzen Umfang
zu erforschen.

2) Dass diese Begabung mit der Liebesfähigkeit eines
in hohem Grade begabten weiblichen Gemüthes in innerem
Zusammenhang zu stehen scheint und, von derselben gleichsam
getragen, in einer von ihr selbst begrenzten Sphäre
der Thätigkeit sich bewegte.

3) Dass dieser Zustand sich bald mehr, bald weniger
äusserlich wie ein Träumen bei hellem Tage und mit
offenen Augen zu erkennen gab.

4) Dass die dabei vorkommenden, in den No. 2 angedeuteten
Grenzen sich haltenden Befähigungen die folgenden
waren: Geistige Gegenwärtigkeit an entfernten
Orten, wobei Aug9 und Ohr aus dem Innern der
Seele selbst die Sinneseindrücke zu empfangen schienen.

Eine geheimnissvolle Annäherung der Seele
zu derjenigen anderer anwesender und abwesender Individuen
, welche sich im Nachempfinden ihrer Gefühle und in
Gedankenlesen kundgab.

Eine so grosse Empfänglichkeit für das Fühlen und
Wollen, selbst für das Denken solcher Individuen, dass
unter gewissen Umständen die Heilseherin sogar in einen
Zustand der Besessenheit verfallen konnte.

5) Dass, so lange die Hellseherin ihre Selbstigkeit
nicht verlor, ihr eigentlicher Verstand derselbe blieb, wie
im normalen Zustand, mit derselben Subjectivität des Ur-
theils behaftet, derselben Unfähigkeit für geniale Combi-
nationen und eine auf der reinen Vernunft beruhenden Er-
kenntniss. Im Zustande der Besessenheit verlor sie aber
mit ihrem Verstand auch ihr eigenes Selbst


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