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Wittig: Eine denkwürdige Weissagung über Baiern. 471
„Qui sequitur pravos imitatur pessimus avos,
iNon robur menti, non adsunt numina genti.
Cujus opem petit, contrarius his sibi stetit
Et perit in undis, dum niiscet summa profundis.
Das heisst: —
„Der da folgt, wird als sehlechtester die bösen Ahnen nachahmen,
In seinem Geiste wird keine Kraft, bei seinem Volke werden keine
guten Schutzgeister (Rathgeber) sein.
Wo er Hilfe verlangt, wird man sich ihm entgegenstellen,
Und er wird umkommen in den Wogen, während er das Höchste
mit dem Niedrigsten vermengt."
Nun ist es eigentümlich, dass diese Stellen , welche
auf König Friedrich Wilhelm IL von Preussen bezogen
werden, der dem Mystizismus ergeben und gar nicht seinem
grossen Vorgänger ähnlich war, auch an der Wassersucht
im Bade starb, von dem bayerischen Mönche also abgeändert
sind, dass der Vers: —
„Qai sequitur pravos imitatur pessimus avos"
ganz fortgefallen ist, die weiteren Verse: —
„Non robur menti . . . bis . . . profundis"
aber stehen gehlieben sind. Nun sind diese letzteren auf
des unglücklichen Königs Ludwig II. Schicksal merkwürdig
zutreffend.
Hierauf fährt der bayerische Mönch, die Lehnin1 sehe
Weissagung abändernd, fort: —
„Qui sequitur justos imitabitur maximos avos/*
Das heisst: —
„Derjenige, welcher folgt, wird den grössten der gerechten Ahnen
nacheifern."
Und nun scheinen alle günstigen Verse für den jetzigen
Reichsverweser oder Regenten Luitpold, (der den Namen des
Urahns seines Hauses, des 907 im Kampfe gegen die Ungarn
gefallenen Markgrafen Luitpold trägt), den Oheim des verstorbenen
Königs, den dritten Sohn König Ludwig1 s I. und
seiner Gemahlin, der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen
, geb. am 12. März 1821 zu Würzburg, zusammengestellt
, deren Fortsetzung also lautet: —
„Hujus erant nati conformi sorte beati.
Natus florebit, quod non sperasset, babebifc.
Non flebit tristis populus temporibus istis,
Nam sortis mirae videntur fata venire
Et prineeps nescit, quod nova potentia cresoit.**
Das heisst: —
„Die Söhne dieses (also Luitpolds) werden in gleicher Weise glücklich
sein.
Der Sohn wird blühen, was er nicht hätte hoffen können, wird er haben.
Nicht wird traurig das Volk über jene Zeiten weinen,
Denn ganz wunderbare Schickungen werden kommen,
Und der Fürpt selbst weiss nicht, welch neue Macht emporwächst."
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