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Kiesewetter: Etwas über die sexuellen Verhältnisse der Medien. 491
taculum: quod quidem malum velut contagio in
multos proserpsit virgines." (De Praest. Daem.
L. IV. eap. 10.)
Am lehrreichsten ist das Beispiel der Nonnen vom
Kloster Nazareth in Cöln im Jahre 1546, welches Wier
selbst beobachtete. In dieses Kloster war ein 14 jähriges
Mädchen, Gertrud, gebracht worden, zu welcher und zu
andern Novizen sich junge Männer schlichen und mit ihnen
Unzucht trieben. Als die Oberinnen dahinter kamen und
die jungen Leute einzudringen hinderten, verfielen die
Novizen in hysterisch - nymphomanische Zufalle, wobei sie
„prosternebantur saepenumero deorsum, infima corporis
parte succussata ad eum modum, qui Veneri solet adscribi,
oculis interim elausis, qui postea cum pudore aperiebantur,
quum veluta multo labore respirarent/' Darauf traten
Spukerscheinungen aller Art ein, und Wier bemerkt noch:
„Ita pestis haec velut contagio proserpsit." (Loco cit. cap. 12.)
Wier erzählt, dass in diesem Kloster wie in einem
hessischen, wo ebenfalls massenhafte mediumistische und
Spukerscheinungen auftraten, einige Nonnen des muti peccati
beschuldigt wurden. Wenn diese Nonnen in ihren kata-
leptischen Zustand verfielen, so erschien nach Wier ein
schwarzer Hund und verschwand unter ihren Kleidern,
worauf man allerlei musikalische Töne wie Zitherklänge
hörte und die „Manifestationen" ihren Anfang nahmen.
Wier setzt hinzu: „(daemon canis nigri specie) conseendens-
que sub interiori religiosarum virginum indumento« spurcae
velitationis indicia exteriore vestium motu os tendiere vide-
batur."
Im 24. Capitel des dritten Buches seiner Schrift führt
Wier als hierhergehörend die zu Fez lebenden und von Leo
Africanus (Descriptio Afrieae L. III.) Sähacat genannten
Hexen an und sagt: — „Verum qui sanioris sunt judicii,
mulieres has Sahacat, quod Latinis Fricatrices sonat, recte
appellant, quod damnando more soleant Venerem inter se
exercere. Dicerem honestius, si possem."
Nymphomanische Zustände kommen bei den Hexen
häufig vor, und auf diese lassen sich die Nägel, Hölzer,
Scherben, Knochen, Steine, Haare und Werg deuten, welche
die Hexen nach dem teuflischen Coitus geboren haben
sollten. Wahrscheinlich waren diese Gegenstände bei derartigen
Krankheitsanfällen von den Leidenden in bewusst-
losem Zustand in den Uterus gebracht worden, wobei man
jedoch immerhin noch viel auf die beliebte Uebertreibung
des Zeitalters zu achten hat.
Endlich dürfen wir die Hexen salben nicht über-
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