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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmannls Werk. 509
pflanzung zu thun hat" (S. 52). Aber wie erklärt er es?
Ich gestatte mir zu glauben, dass für Jedermann, selbst
für den Vertreter der positiven Wissenschaft, ein unter den
oben erwähnten Bedingungen — oder überhaupt, sobald
einmal die Authenticität dieses Phänomens eingeräumt ist,
— erhaltener Abdruck einen vollkommen zwingenden Beweis
darbieten würde, dass wir es wirklich hier mit der eine
Zeit lang dauernden Bildung eines eine organische menschliche
Gestalt tragenden Körpers zu thun haben. Aber für
Dr. v. Hartmann ist die Schlussfolgerung eine andere. Um
seiner Theorie der Nervenkraft getreu zu bleiben, giebt er
ihr hier eine aussergewohnliche Entwicklung: sie kann nicht
allein Bewegungen von Gegenständen, sondern sogar plastische
Wirkungen zu Stande bringen. Nach ihm wird ein
solcher Abdruck erzeugt durch „ein System von Druck-
und Zuglinien der fern wirkenden Nervenkraft" (S. 50). Und
wenn der dieses Resultat hervorbringende Körper (oder
hier die Hand) sichtbar wird, so ist das von Neuem,
wie bei den vorhergehenden Fällen, eine Hallucination —
die Verbindung eines wirklichen Resultats mit einer
hallucinatorischen Wirkung (S. 100). Wie wir sehen, und
wie wir es vorhergesehen haben, die logische Inkonsequenz,
in welche Dr. v. Hartmann verfällt, und die nur eine „ver-
niuthliche" war, als es sich um eine Annahme seinerseits
zur Erklärung des Tastgefühls handelte, hat sich nur noch ver-
grössert; und wenn er uns jetzt eine Erweiterung derselben
Hypothese zur Erklärung der Abdrücke liefert, so erreicht
sie ihren Höhepunkt und wird eine Thatsache. Ich sehe
eine Hand erscheinen — das ist ein Hallucination. Ich
sehe diese Hand, ich befühle sie, ich fühle sie — die Tastempfindung
kann eine wirkliche sein, aber der Gesichtseindruck
ist eine Hallucination. Ich sehe diese Hand einen
Gegenstand bewegen, schreiben; die erzeugte physikalische
Wirkung ist reell, aber der Gesichtseindruck ist eine Hallucination
. Ich sehe diese Hand einen Abdruck hervorbringen, was
beweist, dass das wohl eine Hand ist, — der Abdruck ist
ein wirklicher, aber sein Gesichtseindruck ist eine Hallucination
. So wird das Zeugniss unserer Sinne angenommen
für eine Reihe von reellen Wirkungen, aber es wird verworfen
einzig und allein für die Spezialform des Gesichtseindrucks
, obgleich eine seiner erhaltenen reellen und
bleibenden Wirkungen (der Abdruck) die Ueboreinstimmung
des Zeugnisses des Gesichts und aes Gefühls mit dieser
reellen Wirkung beweist. So haben wir andererseits ein
Phänomen, das allen Anschein eines Körpers trägt, und
welches sich als solches dokumeutirt durch alle Wirkungen,
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