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552 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 12. Heft. (December 1886.)
natürlich, dass gerade nur diese hervorspringenden Punkte
die flache geschwärzte Oberfläche berührt haben.
2) Dieses System der Druck- und Zuglinien der Nervenkraft
muss. um einen Eindruck auf das russgesehwärzte
Papier hervorbringen, einen Theil dieser Kuszschwärze
loslösen und verschwinden machen, wie man auf den erhaltenen
Abdrücken sieht. Wie ist es zu begreifen, dass
eine physikalische Kraft, die einen Druck ausübt, dabei
irgendwelchen Stoff loslöst und ihn verschwinden macht?
Wenn bei den Punkten 1—4 Herr von Hartmann erwidern
sollte: — „Was für die Anordnung der Kraftlinien
maassgebend ist, ist ja lediglich das Phantasiebild im somnambulen
Bewusstsein des Mediums", — so ist klar, dass
hier nicht weiter die Rede sein kann von einer rein physikalischen
Kraft, für welche Herr v. K ausdrücklich die
Nerrenkraft ansieht, da er sie der Schwerkraft, dem Magnetismus
, der Wärme vergleicht und ihre Umwandelbarkeit
in Licht, Wärme, Elektricität u. s. \v. behauptet.
Und wenn Herr v. JJ. uns schliesslich sagt, dass diese
selbige Nervenkraft nicht darauf beschränkt sei, nur den
Organen des Mediums, als der Quelle dieser Kraft, entsprechende
Abdrücke zu erzeugen, sondern dass sie auf
dieselbe Weise alle Arten menschlicher Gliedmaßen bilden
könne, je nachdem es dem somnambulen Bewusstsein des
Mediums gefalle, einzig und allein kraft seiner Phantasie, so
fragt man sich, weshalb diese Phantasie sich bloss auf
menschliche Gliedmaassen beschränken sollte? Sie würde
ebenso gut Abdrücke von Pflanzen, Thieren und allen Arten
von Gegenständen zu Stande bringen. Kurz und bündig,
das Medium würde die kostbare Fähigkeit besitzen, Abdrücke
seiner Gedanken zu erzeugen! Und wenn Herr
v. H. der Logik seiner Hypothese treu bleibt, so würde er
nicht das Eecht haben, dies zu leugnen.
Dahin also führt uns seine Hypothese! Angesichts
derselben gestatte ich mir zu behaupten, dass vom Gesichtspunkte
der Physik aus die Theorie der Nervenkraft in den
Anwendungen, die ihr Dr. v. H. giebt, eine offenbare Häresie
ist, und dass er bei Aufstellung einer derartigen Hypothese
gerade gegen die von ihm angedeuteten methodologischen
Grundsätze Verstössen hat, indem er nicht „bei den Ursachen
, deren Existenz durch die Erfahrung oder zweifellose
Schlüsse verbürgt ist" (S. 118), stehen bleibt.
Wie wir so eben gesehen haben, hat uns seine Abdrücke
erzeugende Hypothese der Nervenkiaft logisch und noth-
wendig zu der Annahme von der Länge, Dicke und Dichtigkeit
dieser Kraft geführt, oder anders gesprochen, zu
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