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562 Psychische Studien. XIII Jahrg. 12. Heft. (Decemher 1886.)
'Thatsachen' als 'Grundlagen1, hinter diesen 'Erfahrungen*
noch etwas Besonderes stecken, und die Worte 'äussere
und innere Wahrnehmung bedürfen, anstatt ihrerseits
schon Licht in jene Begriffe zu bringen, erst selber der
Beleuchtung." — Der Positivismus wolle nicht etwa „eine
der häufig erhofften 'höheren* Synthesen des Idealismus
und Realismus sein" (l2o), der Positivist sei „ebenso weit
entfernt vom windigen Phänomenismus wie vom krassen
Realismus" (687). „Der 'Positivist' (Laas iiebt es, durch
diese persona zu sprechen,) wirft (nach Rehmke) mit Recht
die Frage auf, 'was denn die Natur und ihre wahrnehmbaren
oder vorgestellten Inhalte wohl noch anders 'sein'
könnten, als Vorstellungen, ich meine Bewusseinsobjekte,
(684), 'was Realität an sich anders sei oder sein könne, als
dieselbe allgemeine empirische Realität unter Abstraction
von dem Normalbewusstsein, in dem sie gedacht wird'!
(S. 685). 'Wer mag den Gedanken einer an sich seienden
Raum - Zeit - Welt ausdenken?' (686). Der Positivismus
'heftet die empirische Welt von vornherein an den Grund
des Bewusstseins' (687). Und wenn der 'naive Realist einwendet
, das reale Sein und Geschehen kann doch nicht erst
mit dem Auftreten des Bewusstseins anfangen sollen', so
'weiss der Positivist zwar nicht, ob Bewusstsein je absolut
entstanden ist, . . . aber selbst gesetzt, es könnte Jemand
absolut sicher machen, dass Bewusstsein absolut zu werden
vermöchte, so würde die Realität, welche von uns aus vor
diesen Anfang unserer Geschiebte zu verlegen und bis ins
Unendliche zurück zu verfolgen wäre, keine grössere
Schwierigkeit bereiten, als jede physische Realität in der
Zeit, wo ich sie nicht wahrnehme. Wie die Sterne von
uns auch für die Zeit als leuchtend vorgestellt werden, wo
wir schlafen, so werden wir auch alle vorbewussten Perioden
des Kosmos und der Erde so vorstellen, als wären wir dabei
gewesen: unbesorgt darum, ob Etwas und was während
der Zeit wohl 'an sich' war1 (6^6). Der erkenntnisstheoretische
Monismus findet sich völlig in diesen Sätzen, und
angesichts dieser Uebereinstimmung wird der Vertreter der
reinen Erkenntnisstheorie Berechtigung fühlen und die Versuchung
in sich spüren, diesen 'Positivsten' als Genossen
und zweifellos Gleichdenkenden jubelnd zu be^rüssen und
einen Bundesgenossen in ihm zu finden glauben, der mit
seiner gewandten Feder und seinem vielseitigem Wissen
ein höchst schätzenswerther Zuwachs zu der kleinen Gruppe
sei, die bisher diesen erkenntnisstheoretischen Standpunkt
vertritt. — Die Verwandtschaft ist allerdings unzweifelhaft
; aber bei näherem Eingehen in die Ausführung der
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