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564 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 12. Heft. (December 1886.)
handlungen herrschen, von Reiz, Empfindung, Gefühl, Vorstellung
, Wille, haben wohl kaum diejenige Deutlichkeit
und Bestimmtheit, und noch weniger diejenige Sicherheit,
ein Gebiet des real in der Seele Vorhandenen und Geschehenen
zu decken und zu beherrschen, die eine angemessene
Fragstellung und das Gewinnen experimentell
gesicherter Gesetze gestattet. Man glaubt z. B. ein gesetzliches
Verhältniss zwischen Reiz und Empfindung zu con-
statiren, und hat es doch vielmehr mit der Veränderung
von Gegenständen einerseits, mit durch beschränkte
Wahrnehmung bestimmten Urtheilen andererseits zu
thun; man glaubt in Durchschnittszahlen allgemein gültige
Grenzen zu haben, in denen sich ein psychisches Geschehen
bewegt, und ist doch nicht im Stande, das Psychische
aus dem Physiologischen, das Resultat der
Kultur aus den von der Natur gegebenen Bedingungen
auszuscheiden, und erhebt ohne zulänglichen
Grund das an einer Reihe von Individuen Beobachtete zum
Range eines Naturgesetzes für alle körperlich und physisch
normal beanlagte Menschen. Die Möglichkeit, auf dem
beschrittenen Wege dereinst einmal zu bedeutsamen Resultaten
zu gelangen, soll damit nicht durchaus bestritten
werden; aber der Werth und die Zuverlässigkeit der bisher
erlangten Resultate lässt eine grosse Reihe der ernstesten
Bedenken offen. Manche dieser exacten Messungen
muthen etwa an, wie eine exacte Chronologie der Kriege
der Kuru und Pandu." . . .*) ,,In der Abhandlung 'Der
Aberglaube in der Wissenschaft findet sich die . , . Ausführung
, dass Thatsachen nur durch das Denken gewonnen
werden können. Dass es damit freilich JVundt nicht
ganz Ernst ist, beweisen andere Stellen". . . „Gern wird
man die bekannte Flugschrift Wundfs gegen den 'Spiritismus
' hier wiederfinden; freilich wird die völlig berechtigte
Abweisung abergläubischen Unfugs durch den Mangel
Wir glauben hierfür einen noch mehr in die Augen springenden
Vergleich in Folgendem zu besitzen. Der Unterzeichnete bedient sich
zur Ausmessung der für ein II* ft der „Psychischen btudieu" erforderlichen
Artikel einer Maaszschnur. Alle Artikel zusammengenommen
müssen in jedem Monat 3 Druckbogen = 48 Druckst iten ergeben.
Wenn wir nun auch die Güte und Qualität der einzelnen Artikel je
nach ihrer Länge oder Kürze oder Uebereinstimmung im Gleiciimaass
beurth ilen wollten! Hiernach mtissten sich ja alle Hefte an Güte
exact gleich sein! Geist läs^Uieh eben nach ph>sikalischen Methoden
auf keinem Gebiete messen. Em einziger Satz kann oft geistvoller
und inhaltreit her *.ein als ein ganzer bogeniangei Aitikel. Von der
Quantität ist niemals auf die Qualität zu sciiiiessen. —
Der JS e k r. d. B e d.
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