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Antispiritistische Sachverständige über Spiritismus etc. 17
rüchtigten Schraps ohne Beihilfe von Geistern nachzumachen
herbeigekommen waren, um den ganzen spiritistischen Schwindel
aufzudecken und zu vernichten etc." —
Welche Augen wird Herr Pfarrer A. Nittel dereinst
zum gerechten Himmel emporschlagen, sobald ihm die Er-
kenntniss aufdämmern wird, dass er ein geistlicher Vertreter
des in Schraps von ihm mit verhöhnten Spiritualismus
und Spiritismus hätte sein und der Wahrheit seiner besseren
theologischen Erkenntniss die Ehre geben sollen. Wir
glauben kaum, dass er ein katholischer Geistlicher ist; denn
ein solcher würde schwerlich bei einer solchen Gelegenheit
den Geister-Glauben eines Schraps dem Alles verleugnenden
Unglauben eines Willmann gegenüber so öffentlich
preisgegeben haben. Ein solcher, besonders ein jesuitisch
geschulter, würde diese Erscheinungen anerkannt, aber als
Teufels-Besessenheiten und Ausflüsse der untersten Hölle
verdächtigt haben. Nur ein ganz seichter theologischer
Rationalismus vermochte Herrn Pfarrer Nittel zu einem
solchen Bündnisse mit offenbaren Glaubens- und Wissens-
Nihilisten auf diesem Gebiete zu treiben. Wir vermuthen
in ihm eher einen in diesem Gebiete recht unbewanderten
protestantischen Theologen.*) Als solcher kennt
er nicht einmal Professor Zöllner's berühmten Nachweis
in seinem „Offenen Brief an Herrn Consistorial-
rath Professor Dr. Luthardt in Leipzig" im III. Bande
seiner „Wissenschaftlichen Abhandlungen" 1879 und in
seiner besonderen Schrift: - „Naturwissenschaft und
christliche Offenbarung4* (Leipzig, 1881), den Nachweis,
dass strenggläubige und sehr gelehrte protestantische
Theologen ganz denselben Geisterglauben hegten, so dass
man z. B. von dem berühmten schwäbischen Geistlichen
Friedrich Christoph Oetinger legest. 10. Februar 17« ) in
Aberleris „Die Theologie Fr. Chr. Oetinger's nach ihren Grund-
*) Er ist, wie wir nachträglich in Erfahrung bringen, ein in
seinem früheren römisch-katholischen Glaubtn Schiffbruch gelitten
habender sogenannter „altkatholischer Pfarrer", der vor nicht langer
Zeit zusammen mit einem gewissen Di utschböhmen Stracke in Warnsdorf
auf c/echibche Denunziation hin des liochverraths angeklagt und
verhaftet, aber schliesslich freigesprochen wurde, weil sie in Böhmen
auf Deutschland, auf das gesammtp deutsche Volk toastirt hatten.
Wir empfehlen ihm, sich nunmehr etwas bessere Belehrung über den
Spiritismus bei seinem altkatholischen Bischof Reinkens und selbst
in den Schriften des kürzlich verstorbenen grundgelehrten altkatholischen
Professors Mickeiis zu erholen, welcher Letztere sogar mit
Prof. Zöllner darüber in Correspondenz trat! Bischof Reinkens schrieb
unseres Wissens über den heiligen Bernhard von Clairvaux, welcher
ein Mystiker u. hellseherisches Medium seiner Zeit war (f 1153); ferner
über eine somnambule religiöse Dichterin unserer Tage. (L. Rensei).
PayohUehe Stadien. Janaar 1887. 2
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