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22 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 1. Heft (Januar 1887.)
magnetische Erscheinung zu betrachten ist.*) Kraft seiner
Theorie breiten sich ferner elektrische Strömungen in sogenannten
Isolatoren (Dielektricis) in Transversalwellen mit
der Geschwindigkeit des Lichtes aus, wobei die Störung
des ursprünglichen Zustandes an einer bestimmten Stelle
erst beginnt, wenn die Welle sie erreicht hat, und ein- für
allemal verschwindet, wenn die Welle sie verlassen hat.**)
Hiernach kann der Aether eines isolirenden Mediums, ohne
dass dieses selbst nachweisbare freie Elektricität' zeigt,
*) Dr. 0. Tümlirz (s. dessen 1883 zu Leipzig erschienenes Werk:
„Die elektromagnetische Theorie des Lichts", p. 5) erläutert diesen
Scbluss Maxwell'a kurz wie folgt: — „Maxwell zeigte, dass das Medium
, welches die elektrischen Wechselwirkungen vermittelt, zweier
Formen von Energie fähig ist, nämlich der elektrostatischen und der
elektrokinetischen Energie. Vergleicht man nun dieses Medium mit
jenem, welches die Lichterscheinungen vermittelt, so sehen wir, dass
beiden dieselben Eigenschaften zukommen: —
1. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von elektrischen Störungen
ist dieselbe wie die dt s Lichts, und zwar nicht nur in der Luft, sondern
auch in andern durchsichtigen Körpern.
2. Auch das die Lichterscheinungen vermittelnde Medium ist fähig,
zwei Formen von Energie aufzunehmen. Denn wenn ein leuchtender
Körper Licht ausstrahlt, so sendet er damit eine gewisse Grösse von
Energie aus. Wird das Licht von einem Körper absorbirt, so wird
er eihitzt, ein Beweis, dass er in seinem Innern Energie aufgenommen
hat. Es muss also das Licht während der Zwischenzeit als Energie
in dem dazwischen liegenden Medium existirt halfen. Nach der Un-
dulationstheorie setzt sich diese Energie aus der potentiellen und
kinetischen Energie, also ebenfalls aus zwei Arten von Energie zusammen
. Aus der ersteren, von der relativen Verschiebung der elementaren
Theiie des Mediums herrührend, folgt die Annahme der
Elasticität, aus der letzteren, bestehend in der schwingenden Bewegung
des Mediums, die der endlichen Dichtigkeit desselben. Durch
diese Uebereinstimmung hielt sich Maxwell zu der Annahme berechtigt,
dass das Licht nichts anderes ist, als eine elektromagnetische Erscheinung
."
**) Anderseits bemerkt Maxwell (s. die deutsche Ausgabe seines
früher citirten Werkes, II.Bd, p. 566) bezüglich der leitenden Medien:
— „Die Zeit, die dazu gehört, damit in einem leitenden Medium der
elektromagnetische Zustand auf eine vorgeschriebene Stufe der Entwicklung
gelangt, ist um so grösser, je grösser die elektrische Leitungsfähigkeit
des Mediums ist. Das könnte auf den ersten Biik paradox
erscheinen, ist es aber thatsächlich nicht, wenn man ein früheres Er-
gebniss, demzufolge ein Medium von unendlich grosser elektrischer
Leitungsfähigkeit der Weiterverbreitung magnetischer Kraftwirkung
ein unübei windliches Hinderniss entgegengesetzt, mit in Betracbt zieht.
Ferner steht die Zeit, die verfliesst, bis in der Verbreitung der elektromagnetischen
Störung eine bestimmte Stufe erreicht ist, in direkter
Proportion zu dem Quadrate der linearen Dimensionen des Leiters...
Diese Eigenthümlichkeit, dass man von einer Fortpflanzungsgeschwindigkeit
nicht recht zu sprechen vermag, unterscheidet die Verbreitung
elektromagnetischer Störungen in vollkommenen Leitern scharf von
der welligen Verbreitung solcher Störungen in Isolatoren."
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