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Wittig: Professor Jäger und die Materialität der Seele etc. 29
Das erste fängt mit dem Platze an, den ich in der äussern
Sinnenwelt einnehme, und erweitert die Verknüpfung, darin
ich stehe, in's unabselilich Grosse mit Welten über Welten
, und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose
( Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und
Fortdauer. Das zweite fängt von meinem unsichtbaren
Selbst, meiner Persönlichkeit an und stellt mich in einer
Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstände
spürbar ist, und mit welcher (dadurch aber zugleich
mit allen jenen sichtbaren Welten) ich mich, nicht wie
dort, in blos zufalliger, sondern in allgemeiner und notwendiger
Verknüpfung erkenne. Der erstere Anblick einer
zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit
, als eines thierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus
es ward, dem Planeten (einem blossen Punkt im
Weltall) wieder zurückgeben muss, nachdem es eine kurze
Zeit (man weiss nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen
. Der zweite erhebt dagegen meinen Werth, als
einer Intelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in
welcher das moralische Gesetz in mir ein von der Thierheit
und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben
offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmässigen
Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche
nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens eingeschränkt
ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen
lässt." —
»Wallaschek ist" — fährt Brasch in seiner weiteren
Kritik fort — „entschiedener und consequenter Determinist
und versucht diesen seinen Standpunkt durch Bekämpfung
der neueren Freiheitslehre zu begründen, wie
sie in der verschiedenster! Gestalt und in der mannigfaltig-
* sten Begründung bei Leibniz, Locke, Kant und seiner Schule,
Herbart, dessen Schüler Robert Zimmermann und Lotte sich
vorfindet." — »Wir verweilen nur einige Momente bei der
Art, wie der Verfasser die Freiheitslehre Lotze's, des heute
wohl am meisten genannten deutschen Philosophen, zu
widerlegen unternimmt. Loize ist bekanntlich D u a 1 i s t,
F d. h. er erkennt für den physischen Theil der
W e 11 die ausnahmslose Herrschaft der mechanischen
Oausalität an, während er für das Reich der.
Geistigen, als einer an sich durchaus verschiedenen
Welt, andere, höhere, über den blossen Mechanismut;
hinausgehende Bestimmungen annimmt. Diesen Dua
lismus hat Lotze in der ihm eigenen geistvollen und an
ziehenden Weise in seinem ,Aükrokosmus', in strengere^
Systematik jedoch in seiner ,Metaphysik< durchgeführt. Lotzen
»
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