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50 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1887.)
zu selbsteigenen Experimenten, und dank ihrer Bemühungen
ist die Thatsache der transcendentalen Photographie über
allen Zweifel festgestellt worden.
Bs dürfte hier nicht unnütz sein, der Aufmerksamkeit
meiner Leser noch einmal die wichtige Erwägung nahe zu
legen, dass dergleichen Photographieen keineswegs als Photo-
graphieen von „Geistern" im buchstäblichen Sinne dieses
Wortes betrachtet werden müssen. Nach Allem, was die
Erfahrung uns in Bezug auf diesen Gegenstand gelehrt hat,
darf man nur schliessen, dass wir auf dergleichen Photographieen
nur die Bilder zeitweise materialisirter, unserem
Auge unsichtbarer und durch gewisse intelligente Kräfte,
welche in unserer Sphäre eine auf der sensitiven Platte
wahrnehmbare Wirkung erzeugen, geschaffener Gestalten
erblicken, niemals aber die Bilder der unsichtbaren Operateure
(oder Wirkungskräfte) selbst. Und sogar in den Fällen
gewöhnlicher, sichtbarer Materialisationen haben wir nur
zeitweise von individuellen Kräften erzeugte und unseren
Organen und Wahrnehmungsweisen angepasste körperliche
Gestalten vor uns, und keineswegs Bewohner der anderen
Welt in ihren eigenen und wirklichen Formen. Auf diese
Weise ergänzen diese beiden Phänomene einander: die unsichtbare
Materialisation ist bestätigt durch die sichtbare,
und umgekehrt. Da ich die Geschichte der transcendentalen
Photographie sehr gut kenne und zwei Mal von zwei
Photographen bei meinen Versuchen, mich durch meine
eigene Erfahrung von der Realität dieses Phänomens zu
überzeugen, getäuscht worden bin, so wünschte ich natürlich,
von dieser günstigen Gelegenheit Gebrauch zu machen,
um dasselbe Resultat unter Bedingungen zu erhalten, welche
nach meiner Meinung jede Möglichkeit eines Betruges ausschlössen
.
Unsere erste Seance für transcendentale Photographie
wurde auf den 14. Juni festgesetzt; aber sie glückte nicht,
wohl in Folge sehr ungünstiger atmosphärischer Bedingungen;
wir machten vier Expositionen, erhielten aber nur die Porträts
von Eglinton.
Der Erfolg krönte erst unsere zweite Seance, welche am
19. Juni stattfand. Das Wetter war auch nicht günstig;
der Morgen war regnerisch, und erst am Nachmittag begann
sich der Himmel aufzuklären. Wir waren wieder um vier
Uhr versammelt und hielten zuvor eine kleine Seance bei
Dunkelheit, um Instructionen zu erhalten. Da solche Photographieen
sich schon im Cirkel des Hausherrn ohne die Anwesenheit
Eglinton*s erzeugt hatten, so musste man zuvor klarstellen
; sollte er dem Experimente, das wir im Auge hatten,
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