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58 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1887.)
eng verbunden als göttliches Besitzthum. Daher wird der
Mensch in der Bibel 'die ganze Schöpfung' genannt, und so
umfasst er als zweite Welt nicht nur alle Theile der ersten,
sondern er begreift und enthält in sich Gott selbst." —
Der Vermittler der allgemeinen Sympathie im Mikrokosmus
ist der Weltgeist, welcher von unserm Autor
folgendermaassen (Lib. I. cap. 14.) definir*; wird : — „Da
die (Welt-) Seele, das Primum mobile, selbstständig und
an sich beweglich, der Körper aber oder di° Materie an
und für sich bewegungslos und von der Seele seihst zu
verschieden ist, so ist nach der allgemeinen Ansicht ein
Mittelding nöthig, das gleichsam kein Körper, sondern sozusagen
schon Seele, umgekehrt aber gleichsam keine Seele,
sondern sozusagen schon Körper sein muss, durch welches
die Seele mit dem Körper verbunden wird. Dieses Mittelglied
ist der Weltgeist, durch welchen die himmlischen
Seelen die groben Körper bewohnen und ihnen himmlische
Gaben mittheilen können. — Dieser Geist i<?t im
Weltkörper gerade von solcher Form wie unser
Geist im menschlichen Körper; denn wie die Kräfte
unserer Seele durch den Geist den Gliedern sich mittheilen,
so wird alles vermittelst des Weltg^istes von der Kraft
der Welseele durchströmt; es ist nichts in der ganzen
Welt, das nicht einen Funken ihrer Kraft hätte." —
Ganz ähnlich wie der Weltgeist im Makrokosmus, ist
der Lebensgeist oder die Lebenskraft im Mikrokosmus das
Medium zwischen Immateriellem und Materiellem, und ist auf
das engste mit dem Astralkörper, dem „Bild" oder „Wagen
fVehikel) der Seele" verbunden, welcher der Träger des
Lebens und der höher potenzirten Theile des Ichs ist.
„Nur auf diese Weise lässt sich erklären, wie die unsterbliche
Seele durch ihre unsterbliche Hülle, nämlich das
ätherische Vehikel, in den dichten und sterblichen Körper
sich einschliessen lässt. Wenn jedoch die eine solche Verbindung
vermittelnden Glieder durch eine Krankheit oder
einen Unglücksfall aufgelöst worden sind oder den Dienst
versagen, dann zieht sich die Seele durch die einzelnen
Mittelglieder zurück und strömt wieder in das Herz, von
dem sie zuerst aufgenommen wurde; sowie aber der Geist
des Herzens verschwindet und die Wärme erlischt, so ver-
lässt sie auch dieses, der Mensch stirbt, und die Seele flieht
mit ihrem unsterblichen Vehikel davon." (Davis schildert bekanntlich
den Sterbeprozess in der „Philosophie des Todes")*)
*) Siehe: „Der Arzt" von A. J. Davis (Leipzig, 0. Mutze, 1873)
S. 158 ff.
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