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80 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1887.)
einen Zusammenhang der Erscheinungen nach einer immanenten
Idee, allerdings auf falch konstruirende Weise verfolgen
, gegen die Lehre Herlart's, dem sich die Causalunter-
suchungen von den Untersuchungen des Zwecks ablösen,
für den es keinen "Widerspruch enthält, dass eine Welt
ohne Zweck schlechthin vorhanden sei. Dem entgegen
stellt Lotze die ihm mit unwiderleglicher Gewissheit sich
aufdrängende Forderung, Metaphy&ik nie ohne Rücksicht
auf das, was im allgemeinsten Sinne Ethik heissen kann,
zu bearbeiten, und ein unerträglich herber Widerspruch
liegt für ihn darin, dass ein Seiendes schlechthin dasei, in
Beziehungen, die ihm ganz gleichgültig sind, von denen
aber doch zuletzt die Gestalt des Gegebenen abhängen
soll. Gemeinsam ist der Herbar?sehen und Lotze1 sc) ten
Philosophie von Anfang an kaum ein Punkt der Lehre;
höchstens ist ihnen die naturwissenschaftlich induetive,
allem Construiren abgeneigte Methode gemeinsam, die ihrer
Philosophie den Charakter einer naturwissenschaftlichen
Lehre ertheilt neben den construiren den Philosophen jener
Zeit, die w esentlich die Natur einer ästhetischen Auffassungsweise
in sich tragen." . . . „Es folgt die berühmte Abhandlung
: 'Leben, Lebenskraft', die a)s Einleitung zu
Rudolf Wagner's 'Handwörterbuch der Physiologie' jenem
Missbegriff der Physiologie endgültig den Garaus gemacht
hat. Sie zu rühmen, ist unnöthig, auch bin ich nicht der
Mann dazu." . . . „Die wichtigste, an geistigem Gehalt
reichste (unter den verschiedenen Recensionen aus den
'Göttin^ischen Gelehrten Anzeigen*) ist die über Hartenstein"s
'Grundbegriffe der ethischen Wissenschaften1 (1>45), in
welcher Lotze der Herbart 'sehen Ethik seine eigenen neuen
Gedanken entgegenstellt." —
Das Gesammtbild Lotzens ist nach Koegel das eines
philosophischen Naturforschers oder natur forschen den Philosophen
. „Es ist beileibe kein Doppelbild: von Anfang an
tritt das innige Bestreben hervor, beide Wissenschaften
mit einander auszugleichen, sie in sich zu einer zu verbinden
..... Auf Ausgleich ist überall sein Streben gerichtet
: Ausgleich zunächst zwischen den Kenntnissen der
empirischen Naturforschung und den Bedürfnissen der
Philosophie. Jene doppelte Buchhaltung, zu der später
z. B. Friedrieh Albert Lange sich bequemte, ist ihm zuwider;
die Wahrheit kann nur eine sein. Gegen die Schelling1 &c\xs
Naturphilosophie, welche durch ihre Ohnmacht, von einem
Princip in Wahrheit auf die einzelne Erscheinung zu
kommen, durch die Verflüchtigung des reich gegliederten
Inhalts unter wenige dürftige Abstractionen und überhaupt
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