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84 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1887.)
und Kranken herbei, sich von ihm segnen und heilen zu
lassen. Er hält eine neue Epoche des Glaubens für gekommen
, bis er eines schönen Tages merken nmss, dass die
Kraft, welche ihm innewohnt, nichts gemein hat mit dem
Glauben, und dass die le; den schaftlichste Bestürmung des
Himmels sein in der hypnotischen Cur nur noch mehr in
den Nerven geschwächtes Weib nicht retten kann. Gerade
als er vor dem ganzen versammelten Volke seine überirdische
Begabimg bezeugen will, bricht ihm sein Weib nach
ihrer letzten Kraftanstrengung unter dem Einflüsse seines
Willens todt in den Armen zusammen. Das verblüfft ihn,
blitzartig durchschauert ihn der erste Zweifel, den sein Weib
schon längst gehegt hat, der ihn aber auch wie ein Blitz
niederschlägt, so dass er todt neben der Geliebten zusammenbricht
." —
Wir übergehen die Kritik des Herrn Necker an diesem
kühnen, aber auf sehr vagen Prämissen aufgebauten Werke
voll idealistischer Pathologie im Drama und bedauern nur,
dass das Ganze eine unwirkliche Erfindung ist, verweisen
aber wegen wirklieber hypnotischer*) und statu-
volischer**) Vorgänge auf unsere früheren Artikel
darüber.
In dem Roman „Thomas Rendalen" sagt Björnson an
citirter Stelle weiter: — „In diesen abnormen Zustand [der
Willensohnmacht] aber könne der Einzelne auch sich selbst
versetzen, die einen durch schwere Anstrengung, andere
schon durch den blossen Willen. Das geschehe dadurch,
dass sie unverwandt auf irgend einen Gegenstand hinstarrten,
entweder in Gedanken oder mit leiblichen Augen. Die
meisten von uns seien einigermaassen mit der Wirkung bekannt
, welche dadurch hervorgerufen werde; aber nur Nervenschwache
könnten unter gewissen Bedingungen sich dadurch
in einen erhitzten Zustand versetzen. Auf diese Weise erfolgten
viele Bekehrungen, namentlich unter den Frauen .,
„Jetzt kommen wir zu dem, was für die Frau das Gefährlichste
ist. Gewisse Menschen haben die Gabe,
andre, namentlich Frauen, in diesen Zustand zu versetzen,
ohne das übliche mechanische Mittel, ohne dass sie ihnen
sehr nahe sind, ohne irgend welche Berührung, lediglich
durch ihren Bück. Sie können die Betreffenden zwingen,
sie anzusehen, und während die Augen auf einander ge-
*) „Psvch. Stud." Januar-Heft S. 1 ff.
**) „Psych. Stud." Jahrg. 1883 über Dr. Fahnestock's „Statuvolence".
— Dr. med. Fahnestock hat das Heilmittel angedeutet, welches bei
statuvolischen Zuständen im festen Willen liegt. Man lese „Psych.
Stud." April-Heft 1883 S. 169 ff. Mai-Heft 1883 S. 207 ff.
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