Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 87
(PDF, 153 MB)
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Kiesewetter: Eine merkwürdige Spukgeschichte. 87

ohnweit ihrer Schlafkammer in einem andern Zimmer
einem ebenfalls zu Besuch gegenwärtigen jungen Herrn
von Adel, der bereits in Kriegsdiensten stand,*) das Nachtlager
angewiesen. Man begab sich zur Ruhe. Die beyden
Schwestern schlössen nicht nur die Thür ihres Schlafgemachs,
vest zu, sondern brauchten auch die Fürsicht, einen
eisernen Riegel vorzuschieben, wie sehr auch der junge
Cavalier bat, die nach seinem Zimmer führende Thür
nicht dergestalt zu verpallis adiren. Er schützte nämlich
seine Furchtsamkeit vor, denn es hätte ihm vorige Nacht
so dreist unter seinem Kopfküssen geklopft, dass er mit
demselben hoch in die Höhe gefahren wäre. Junges und
unverheurathetes Frauenzimmer thut wohl, wenn sie sich
nicht dazu brauchen lassen wollen, jungen Herrn das
Grauen abzuwehren. Meine beyden Jungfern verschlossen
und verriegelten sich nur umso sorgfältiger. Nichts als
ihr guter Wille oder Gewalt konnte1 einigem Menschen den
Zugang zu ihnen öftnen. Es war eben Mitten»)cht, als matt
sich zur Ruhe begab, und man hatte etwa ein Viertelstündchen
gelegen, ohne eingeschlafen zu seyn, so entstand ein solches
Gepolter, als ob die Kammer auf eine andere Stelle hätte
versetzt werden sollen. Nun war eben dieselbige Nacht
ein heftiger Sturmwind, daher hielten beyde Schwestern
dies Getöse für eine Wirkung desselben und gar nicht lür
eine Spukerey, bis sich endlich ein heller Klumpen Licht,
wie ein Mondschein, uud in der Grösse so dick als ein
Menschenkopf, aber länglich rund. vor ihrem Bette sehen
liess und immer hin- und herhüpl'te. Die jüngste, welche
nach der Wund hinlag, und neben sich ein oft wiederholtes
Aechzen, Schluchzen und Stöhnen höreto. verbarg sich
unter dem Oberbette. Die andere aber sprang aus dem
Bette und wollte sich durchaus nicht zurückhalten lassen.
'Ich wiir, sagte sie, 'das Ding kriegen!' Und so verfolgte
sie es von einem Orte zum andern, ohne dass sie es erhaschen
konnte. Der Lichtklumpen erhöh sich endlich und
zog sich hinter die Fenster-Gardinen. Sie setzte einen
Stuhl an, um ihn zu greifen. Da verschwand er ihr
zwischen den Händen. — Vielleicht ist es wirklich nichts
Anderes als Mondschein gewesen?— Nein, es regnete und
die Nacht war stockfinster. Vielleicht ist's der Schein eines
Lichts in dem Nebenzimmer gewesen, welcher durch ein
Schlüsselloch gedrungen und hineingefallen? — Auch das

*) Damals traten, besondere im Preussischen, die adeligen Knaben
schon mit zehn bis sswölt Jahren als Junker in di<* Armee und avan-
oirten mit etwa 15—17 Jahren zum Cornet. Wir haben es also wohl
mit einem Knaben von 12—15 Jahren zu thun. K.


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