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Kurze Notizen.
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von Chemnitz. Mii äusseren Mitteln ausgestattet, haben
sie in Thiendorf mehrere Besitzungen erworben, auf denen
sie vier mehrstöckige Gebäude eriichtet haben. Hier leben
sie, einige 40 Köpfe stark, in einer Art Güter- und
Familiengemeinschaft, verwerfen die eheliche Gemeinschaft,
führen aber sonst ein unanstössiges Leben, Höher als
Gottes Wort halten sie die ihnen durch ein weibliches
Medium zukommenden Offenbarungen." Ihre Apostel treiben
Krankenheilungen durch Handauflegung unter Gebet." —
Unsere Meinung lese man nach „Psych. Studien" 1886 Mai-
Heft S. 237 ff. Wie dergleichen Vereine im Volke entstehen
und sich ausbreiten können, findet man auch in
„Die heilige Magdalena von Witscht. Von Benno Rilttenauer
im laufenden Jahrgänge von ,J)ie Grenzboten" No. 1, 2 ff.
(Leipzig, Fr. W. Grunow, 46. Jahrg.)
g) =ö. Mit dem kürzlich in dem Marktflecken Gell
ofen im Mansfeldischen aufgefundenen Silberschatze,
bestehend aus einer Menge alter Species Guldenstücke und
anderer grosser Silbermünzen, die, aus dem 16. und dem
Anfange des 17. Jahrhunderts stammend, muthmaasslich zur
Zeit des 30jährigen Krieges vergraben worden sind, bringt
jetzt der Volksmund ein denkwürdiges Ereigniss in Verbindung
, das seiner Zeit ungeheures Aufsehen erregte und
selbst die zu Käthe gezogenen Universitäten Leipzig, Wittenberg
und Jena, sowie Hundeite von gelehrten Federn in
Bewegung setzte. In der Nähe des Fundorte« befindet sich
ein Rittergut, „der Trebraische Hof,{ genannt, in welchem
1683 die Gemahlin des Schlossherrn Sittig v. Eber stein,
Phihppine geborene v. Werthern, von schweren Halluci-
nationen heimgesucht wurde. Sie klagte, dass ihr Tag
und Nacht das Gespenst einer Nonne erschien, die im
Leben eine geborene v. Trebra gewesen und vor Jahrhunderten
im nahen Kloster Donndorf gestorben, dann aber
zu Gehofen, als ihrem Heimathsorte, in der Kirche begraben
worden sei. Sie verlangte, die Edelfrau sollte einen
unfern dem Schlosse verborgenen Schatz heben. Auf Befragen
rieth jedoch der Ortspfarrer, Magister Thalemann, als
Beichtvater der Edelfrau, von der Schatzhebung ab, weil
sie ein teuflisches Werk sein könne. Die genannten drei
Universitäten, welche man zu fiathe zog, gaben dasselbe
Gutachten. Dafür wurde die Edelfrau, wie sie wähnte, von
dem anfänglich sanften, durch den Ungehorsam aber bösartig
gewordenen Nonnengespenst monatelang gepeinigt,
misshandelt und verfolgt. Endlich kriegte der Spuk die
Quälereien satt und kehrte für immer in sein Grab zurück.
Noch Geliert gedeukt des G ehofen'sehen Nonnengespenstes
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