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Kurze Notizen.
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anschlagt werden, dass er sein eigenes gereiftes Urtheil
dem eines noch so geschickten Taschenspielers gefangen
gehen würde. Immerhin dürfte jeder solche Versuch und
selbst jede falsche Erklärung Anstoss zu neuen exacteren
Versuchen und Discussionen in wissenschaftlichen Kreisen
liefern.
j) Ein fürstliches Medium. — Zu unserem Erstaunen
lesen wir daselbst noch, was uns schon vorher
von anderer competenter Seite her bestätigt worden ist, dass
eine wohlbekannte hohe Person in Oesterreich (Erzherzog
Johann ist es aber nicht!) ein ausgezeichnetes physikalisches
Mediun: sein soll. Hochderselbe erhalte auch Materialisationen
. Selbstverständlich seien diese Mittheilungen vertraulichster
Natur und deshalb nur andeutungsweise zu berühren
. Hochderselbe habe sich nach seiner eigenen Mittheilung
bei einer Seance für Gestalten-Materialisationen
deutlich von einer Hüllmasse überdeckt gefühlt. Er habe
dabei die starke Neigung gehabt, sich von seinem Stuhl zu
erheben. Wenn er nun dieses gethan und ein Skeptiker
ihn dabei gefangen hätte, so würde er (ganz wie Bastian in
Wien) als einen Geist nachahmend betrachtet worden sein.
Dergleichen Experimente seien interessant, weil sie beweisen,
wie wenig wir noch von den diese Phänomene regierenden
Gesetzen wissen, und wie sorgfältig wir deshalb sein sollten,
dass wir nicht ein Medium als Betrug verübend brandmarken
, von dem anwesende Personen bezeugen, was sie für
einen verdächtigen Umstand zu erkennen glaubten.
U) Der verstorbene König Ludwig IL von
Bayern sollte nach einem anderen Gewährsmanne des Londoner
„Light" vom 5. Februar er. einem dunklen Gerüchte
zufolge durch seine Erlebnisse im Spiritualismus in den Tod
getrieben worden sein. „Da wir diesem Gerüchte nicht
glaubten, so wandten wir uns an einen Bewohner der Hauptstadt
München, und wir erfuhren von diesem als zuverlässig,
dass es vollkommen wahr sei, dass der unglückliche König
täglich mit einem Geiste verkehrte, den er für Marie Anioi-
neite hielt; dass aber dieser Verkehr zu seinem Tode geführt
habe, sei total unwahr, da es eine wohlbekannte That-
sache sei, dass sein Geist schon weit früher erkrankt gewesen
, ehe er Spiritualist geworden. Wir erinnern uns,
dass, als \or 7 Jahren Mr. Eglinton das letzte Mal in
München war, das Gerücht umging, dieser sei vom Könige
zu einer Reibe von Seancen eingeladen worden, Mr. E. hätte
sich aber dessen geweigert aus Rücksicht der üblen Einwirkung
solcher Sitzungen auf des Königs Gemüth." —
Wir wagen diese letztere Notiz stark zu bezweifeln, da im
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