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108 Psychische Studien. XIV* Jahrg. 3. Heft. (März 1887.)
Erstaunen und Verwirrung. Er ist vollkommen natürlich und
gerechtfertigt. Die Ueberzeugungen überstürzen sich nicht,
sie sind das Resultat eines ganzen Lebenslaufes, ganzer Zeitalter
; und den Glauben an die Phänomene der Natur erwirbt
man nicht durch die Vernunft und die Logik, sondern
durch die Kraft der Gewohnheit. Nur allein kraft dieser
Gewohnheit hört das Wunderbare auf, ein Wunder zu sein.
TJebrigens muss ich in Betreff des vorliegenden Falles
sagen, dass die hier beschriebenen Experimente von mir zu
dem näheren Zwecke unternommen worden sind, um als Erwiderung
für einen Mann zu dienen, welcher das menschliche
Zeugniss respectirt, seinen Werth anerkennt und die Eiferer
für die mediumistische Sache zur Anstellung solcher Experimente
anregt. Ich erinnere hier an seine folgenden Worte: —
„Immerhin ist es eine Frage vom höchsten theoretischen
Interesse, ob ein Medium im Stande ist, nicht bloss in
einem Andern die Hallucination einer Gestalt zu erwecken,
sondern auch eine solche als reales Gebilde von einer allerdings
verdünnten Materialität in den für alle Sitzungsteilnehmer
gemeinsamen objectiv-realen Raum des Sitzungszimmers
hinauszusetzen, indem es die Haterie zu dieser
Gestaltbildung zuerst aus seinem eigenen Organismus herausdrängt
oder heraushaspelt und dann zur Gestalt formirt.
Wäre die Maximalwirkungssphäre eines Mediums als un-
überschreitbare Grenze bekannt, so könnte der Beweis für
die objective Realität der Materialisationserscheinungen
durch mechanische Leistungen von verharrender Wirkung
geführt werden, welche sie ausserhalb der Wirkungssphäre
des Mediums vornähmen. Da erstens dies nicht der Fall
ist, und zweitens die Materialisations-Erscheinungen der
Medien sich niemals über die Grenzen der physikalischen
Wirkungssphäre hinaus von denselben zu entfernen scheinen,
so bleibt, wie es scheint, nur der photographische Beweis
übrig, um zu erhärten, dass die Materialisations-Erscheinung
eine lichtreflektirende Oberfläche im objectiv-realen Räume
besitzt." (v. Ifartmann: „Nachwort zu: 'Der Spiritismus'"
in „Psych.-Stud." November-Heft 1885 S. 507.)
„Da eine materielle Absperrung des Mediums keine
Sicherstellung gewährt, so müsste erst eine gleichzeitige
Aufnahme von Medium und Phantom aufgezeigt werden,
ehe man den bloss vom Gesichtssinn der Zuschauer wahrgenommenen
Erscheinungen Objectivität zugestehen könnte*"
(v. ff artmann: „Der Spiritismus" S. 98.) —
Das ist der Zweck, den ich verfolgte, und er ist endlich
erreicht worden unter denselben Bedingungen, welche
uns Herr von Hartmann auferlegt hat. Und ich gestatte
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