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Antispiritistische Sachverständige über Spiritismus etc. 113
da er andere Werke nicht zu kennen scheint, noch zugegangenen
„Buches der Geister" von Allan Kardec, enthaltend
,,die Grundsätze der spiritistischen Lehre über
die Unsterblichkeit der Seele, die Natur der Geister und
ihre Beziehungen zu den Menschen, die sittlichen Gesetze,
das gegenwärtige und zukünftige Leben, sowie die Zukunft
der Menschheit, nach dem durch die höheren Geister mit
Hilfe verschiedener Medien gegebenen Unterricht." — Man
sollte nun nach der vorhergehenden Belehrung, dass der
Mensch nicht ohne Religion leben könne, meinen, der
Schreiber dieser Worte „über die Lösung der sittlichen
und physischen Probleme durch Glaubenslehren" würde nun
entweder in der „doch gewiss religiösen Unsterblichkeitslehre''
ein sittliches Fundament und einen sittlichen Ernst herausfinden
, oder aber sein auch darüber „dummes Publikum" genau
belehren, was denn eigentlich Religion sei. Blosse Ethik
kann er doch wohl nicht unter ihr verstehen, obgleich
sein Gewährsmann Prof. Wundt erst kürzlich eine solche
veröffentlicht hat; denn sonst würde ja die moderne Cultur
und Bildung, aus deren Freunden sich nach seinem eigenen
Zugeständniss die Anhänger der spiritistischen Lehre re-
krutiren, nicht so unbefriedigt sich von ihr abwenden. Und
gehört er denn etwa nicht selbst zu jenen modernen
Culturträgem ? Dann könnte er als Philosoph nur zugleich
ein gewisser verkappter Philo-Theolog sein. Nur ein
rechter verstockter Orthodoxe dieser Sorte vermöchte etwa
ähnlich zu reden, wie Er am Schlüsse seines Artikels: —
„Was der Unterricht der höheren Geister und was die
Hilfe der verschiedene Medien bedeutet, ist gezeigt, ist
auch den Anhängern jener spiritistischen Philosophie
genügend vorgehalten worden, aber vergeblich. Die Ueber-
zeugungen der Menschen sind viel mehr, als man meist
gelten lassen will, das Resultat dessen, was er glauben
will oder nicht glauben will. Aberglauben wird im
ganzen Leben nicht durch Aufklärungen überwunden,
sondern durch Einwirkungen, die dem irregehenden
Willen, dem suchenden Bedürfnisse eine bessere Richtung
geben." —
Da er uns nun diese „bessere Richtung" durch Belehrung
und Aufklärungen in seinem Artikel nicht giebt oder
geben will, so sind wir gespannt, was er denn eigentlich
unter jenen „Einwirkungen auf den irregehenden Willen**
versteht. Seine eigenen Belehrungen an das von ihm sogenannte
dumme Publikum sind ja dabei ebenfalls ganz
und gar unnütz. Willmann's Einwirkungen kann er nicht
meinen, denn er entzieht ihm ja als Sachverständigem
Payohisohe Studien. Mätz 1887. 8
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