Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 121
(PDF, 153 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0125
Wirth: Ein neuer Versuch logischer Beweise f. d. Unsterbl. etc. 121

Ich wüsste also nicht, wie Herr P. selbst folgende Zugeständnisse
vermeiden könnte.

Innerhalb unserer Seele wird unaufhörlich sehr Vieles
vergessen. Alles dieses muss demnach als verloren, als gewesen
gelten. Es ist nicht mehr, ebenso wie das, was
wir erst später einmal empfinden, fühlen, denken werden,
noch nicht ist. Nach Abzug alles Vergessenen besteht
unsere Seele nur aus dem, dessen wir uns sofort erinnern.

Unsere Erinnerung aber beginnt ferner erst einige Jahre
nach der Geburt. Nur sehr mittelbar, wenn wir die Bemerkungen
der Physiologen über die Tastempfindungen des
Ungeborenen hinzunehmen, reicht sie bis auf kurze Zeit \or
der Geburt zurück. Nach der anderen Seite wird sie, versteht
sich immer diejenige Erinnerung, welche wir lebenden
Menschen allem unmittelbar kennen und von der hier allein
die Rede ist, durch den Tod abgeschnitten. Zwischen diesen
beiden Grenzpunkten liegt Alles, dessen wir uns unmittelbar
erinnern; jenseits derselben gewahren wir auch nicht die
leiseste Spur unseres Ichs.

Was somit Herr P. in Wahrheit bewiesen hat, ist vielmehr
die Sterblichkeit der Seele, Noch während wir
leben, sehen wir beständig grosse und wichtige Stücke
unseres Ichs den Tod des Vergessenwerdens erleiden, aus
welchem sie auch durch die angestrengteste Erinnerung
nicht auferweckt werden. Unser ganzes Sein ist auf diese
Weise mit Nichtsein durchsetzt. Jenseits von Geburt und
Grab aber vermag Erinnerung nichts festzustellen, als unser
völliges Nichtsein.

Was Herrn P. über den wahren Ausgang seines Beweisversuches
hinweggetäuscht hat, ist eine schwere
Begriffsverwrechselung. Alles, dessen wir uns aus unserem
Seelenleben erinnern können, fasst Herr P. als ui.ser unveränderliches
Ich, und greift dann zurück auf seinen ersten
Beweis, dass aus etwas nicht nichts werden könne. Da
sich nun dieser Satz auch auf das unveränderliche Ich erstrecke
, so müsse es unveränderlich bleiben; fulgedessen sei
die Identität unseres Ichs nach dem Tode, also die Unsterblichkeit
der Seele, logische Forderung des gesunden
M cnschenverstandes.

Die Verwechselung, welche sich Herr P. hier zu Schulden
kommen lässt, liegt auf der Hand. Geben wir ihm die
duich Erinnerung festgestellte Unveränderlichkeit der Seele
in dem denkbar höchsten Maasse zu, so umfasst sie einen
Zeitraum von 70, wenn's hoch kommt, 80 Jahren. Neben
dieser hat aber Herr P. noch die in seinem ersten Beweise
enthaltene, von den Atomen und Kräften der Naturwissen-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0125