http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0142
138 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 3. Heft. (Märr, 1887.)
maassregel: fühlt ein Subject sich allzu sensitiv, so lasse es
sich von einem zuverlässigen Freunde hypnotisiren, welcher
ihm einschärfen muss, dass kein Anderer nach ihm dies zu
thun im Stande sein soll. Damit hat die magnetische Kraft
ihr Gegengift gegen sich selbst gegeben." (Wir dürfen hier
wohl einschaltend auf dos kürzlich verstorbenen Dr. med.
William Baker Fahnestock ergänzende und heilwirkende Verhaltungsregeln
für Medien in seiner Schrift: „Statuvolence
oder der gewollte Zustand etc. [Leipzig, 0. Mutze, 1883]
1 Mark hinweisen, um den Einwürfen der Gegner gegen
Hypnotismus und Mesmerismus die gefährliche Spitze abzubrechen
.)
„Die eminent juristische Bedeutung der Möglichkeit
solcher Fälle, wie sie oben erzählt sind, ist von dem Professor
zu Nancy nachdrücklich hervorgehoben worden; der
Richter wird künftig angesichts irgend welcher unaufgeklärten
oder unmotivirten Vergehen sich die Frage vorzulegen
haben, ob nicht am Ende jene Thaten im somnambulen
Zustand begangen sind. Die 'Annales Medico-psychologiques'
und die 'Revue scientifique' von Ende 1883 berichten von
zwei Fällen, in welchen angeklagte Personen als unschuldig
entlassen worden sind, weil sie hypnotisirt worden waren,
und der Richter den Beweis als gegeben ansah, dass die
That im unbewussten Zustand geschehen war." —
In Deutschland haben die Richter unseres Wissens
noch keine Ahnung oder wenigstens keinerlei Rücksicht auf
derartige Vorgänge des Seelenlebens, weil das Gesetz und
die gerichtliche Medizin sie noch nicht anerkennen. Alles
wird in die Absicht und den verantwortlichen bösen Willen
des Thäters geschoben. Ebensowenig, als Unkenntniss der
Gesetze den Verurtheilten schützt, berechtigt ihn zur Zeit
noch die Unkenntniss der Richter und Gerichtsärzte juridisch
zum Appell an besser Unterrichtete in derlei verwickelten
physiologischen und Seelen-Prozessen. Aber die allgemeine
Aufmerksamkeit ist wenigstens durch derartige
Artikel angeregt — hoffen wir, dass sie bald weitere heilsame
Folgen nach sich ziehen werde!
Gr. C. Wittig.
Kurze Notizen.
a) Wien. Cumberland, der Gedankenleser, hat eine
weibliche Konkurrentin erhalten, die in Wien in mehreren
Sitzungen Beifall und Bewunderung erregte. Es ist Mlle.
Lucie de Gentrie. („Der Bazar" v. 31. Jan. 1887.)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0142