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Prof. N.: Die geistige Mechanik der Natur. 171
Nehmen wir an, die Schwere als unbekannte Ursache
der ßeweguug wirke auf den Körper K, d. i. in unserem
Beispiele auf die eiserne Kugel gar nicht ein, und K sei in
absoluter Ruhe, so wird K einer Bewegungsursache U einen
Widerstand W entgegensetzen, der aus der Wechselwirkung
von K mit der absolut ruhenden Raumwesenheit resultirt.
Wenn nun die Bewegungsursache auf K verbleibt, so wird,
wenn ü nur W zu überwinden hat, aus dem Grunde, weil
weder U noch W sich ändern, das Resultat des
Wirkens von U auf W sich auch nicht verändern, d. h.
Richtung und Geschwindigkeit von K werden constant bleiben.
Die Bewegungsursache U verrichtet sonach Bewegungsarbeit,
und zwar in gleichen Zeiten gleichviel, und die Grösse dieser
Bewegungsarbeit ist proportional dem zurückgelegten Wege;
auf n mal grösserem Wege ist die Raumadhäsion n mal
öfter zu überwinden, als auf einfachem Wege.
Wird nun die Kugel, wenn sie durch eine Bewegungsursache
auf freier Bahn in der Geschwindigkeit c erhalten*
bleibt, von einer neuen Ursache U' in die Geschwindigkeit
x mal c versetzt, so ist in jedem Zeittheilchen x der Weg
x mal grösser als vorhin, folglich ist in jedem Zeittheilchen x
auch eine x mal grössere Raumadhäsion zu überwinden, und
diese (x—l)malige Zunahme von Raumadhäsion
ist es, welche für die Bewegungsarsache U' als
Trägheitswiderstand erscheint.
Wenn wir nun auf unseren ersten Fall zurückkehren,
so befindet sich die frei fallende Eisenkugel in irgend einer
Geschwindigkeit v in dem Augenblicke, als der mit grösserer
Geschwindigkeit V auftreffende Stein die Kugel berührt.
Die Unnachgiebigkeit des Eisens macht es, dass der Stein
die Kugel vorwärts drängt, und indem im Zeittheilchen x
die Kugel jetzt einen grösseren Weg zurücklegt, als sie ohne
Stoss des Steines zurücklegen würde, ist ihre Raumadhäsion
öfter zu überwinden, und dies ist der Grund, warum auch
die Kugel in der Richtung des Fallens den sogenannten
Trägheitswiderstand zeigt.
Kann man nach dieser Darlegung noch bezweifeln, dass
aus dem Grunde, weil man nicht nach dem Warum geforscht
, wodurch die scheinbar unvermittelte Fernwirkung
der Körpermassen zustande kommt, und weil man gleichfalls
das Warum unbeachtet Hess, das man mit dem Worte
Trägheitswiderstand abfertigte, die Naturauffassung eine
ganz andere werden musste, als sie es bei der Erforschung
der Ursachen der Erscheinungen geworden wäre?
Es ist nicht gleich giltig, wie man den Raum auffasst
Kant konnte ihn als Philosoph immerhin nach seiner Meinung
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