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176 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 4. Heft, (April 1887.)
auf, denn für sie ist die materielle Welt nur ein Theil des
Universums.
Nachdem nun jene Naturauffassung, wie ich sie hier
bloss in flüchtigen Zügen vertrete, die materiellen und
geistigen Daseinsformen umfasst, dürfte es wohl gerechtfertigt
sein, ihre Bekenner Universalisten zu nennen.
Der Universalist ist weder MateriaHst, noch Spiri-
tualist, er ist in seinem Sinne Beides zugleich; er kann
das materielle Dasein für sich allein gar nicht erfassen,
wie es der Materialist thun will; die übersinnlichmateriellen
und geistigen Formen und Wesen
gehören dazu, ohne sie gäbe es auch keine
sinnenfällige materielle Welt!
^Fortsetzung folgt.)
Professor Jäger und die Materialität der Seele
in ihrem Verhältniss zum philosophischen
Geistesproblem.
Von Gr. C. Wittig.
V.
(Schluss von Seite 130.)
Wir glauben, vom Thema unserer Artikelüberschrift
in Wirklichkeit nicht allzuweit abgewichen zu sein,
wenn wir dazwischen die Umrisse de3 Kernproblems
der jetzt herrschenden deutschen Philosophie und Naturwissenschaft
mit den eigenen Worten gewiegter Kenner
einschalteten, welche die Peripherie-Linie aller derzeitigen
menschlichen Erkenntniss zu dem uns vorwiegend beschäftigenden
Centrum „Seele und Geist" bezeichnen. Aus
der Beschaffenheit und dem Verlaufe der grossen Peripherielinie
wird man auf die Gestaltung des kleinsten
seelischen Centrumskreises schliessen können. Wir müssen
nun gestehen, dass uns Lotze1s Darstellung des Sachverhalts
über den „Mysticismus" einer vermeintlichen „Lebenskraft",
die er durch den ,,Mechanismus" des Organismus gänzlich
bei Seite geschafft wähnt und erklärt, schon deshalb nicht
genügt, weil er ja selbst auf den tiefsten Grund alles
Mysticismus, auf die „Weisheit Gottes" rekurrirt, um das
biologische Triebwerk des Organismus zu erklären. Das
ist aber doch im Grossen ganz dasselbe, was im Einzelnen die
Lebenskraft war. Jede folgt ihrer eigenen willentlichen
Entschliessung zu dem für sie Besten vermittelst des durch
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