Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 195
(PDF, 153 MB)
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Carl du Prel: Die Orakel.

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der eine von der Gottheit, die andere von den Menschen
ausgeht."*) Porphyrins bekundete seine Verehrung der
Orakel durch die von ihm angelegte Sammlung ihrer Aussprüche
2). Proklus wandte der Deutung der Göttersprüche
fünf Jahre hindurch den grössten Pleiss zu und äusserte,
dass er, wenn er zu befehlen hätte, alle alten Schriften, mit
Ausnahme der Orakelsammlung und des Platonischen
„Timäus", der Kenntniss seiner Zeitgenossen entziehen
würde8). Lucanus beschreibt die Ekstase der Priesterin und
nennt es das grösste Unglück seines Jahrhunderts, die
Orakel, diese wunderbare Grabe des Himmels, verloren
zu haben4).

In keinem Lande standen die Orakel in so hohem Ansehen
, als in Griechenland, und zwar zur Zeit der
höchsten Aufklärung. Sie wurden in den wichtigsten Staatsangelegenheiten
befragt, z. B. bei der Gründung von
Kolonien und Kriegserklärungen5). In Aegypten galt
das Orakel der Leto in der Stadt Buto als das untrüglichste6
); in Griechenland aber war vor allen anderen das
zu Delphi berühmt, von welchem Plutarch sagt: — „ Wenn
ich bedenke, was für grosse Vortheile dieses Orakel den
Griechen bei Krieg, Pest, Hungersnoth und Anlage neuer
Städte verschafft hat, so muss ich es für Sünde halten,
wenn man die Erfindung und den Ursprung desselben nicht
der göttlichen Vorsehung, sondern dem Zufall und dem
blinden Ungefähr zuschreiben will." 7) Er fügt bei, dass
dieses Orakel schon seit mehr als dreitausend Jahren berühmt
sei8),

Delphi bestand ursprünglich aus zwei Ortschaften:
Pytho und Lykorea. Daher wurde dieses Orakel das
pythische genannt9). Sirabo sagt, von allen sei dieses
am meisten wahr gewesen10). Es wurde als der Mittelpunkt
nicht nur Griechenlands, sondern der ganzen Erde angesehen
. Der in der Mitte des Tempels befindliche steinerne
Sitz wurde Nabel der Erde genannt11). Von dem athenischen
König Amphikiyon, dem Sohne des ßeukalion, wurde in
Delphi der Rath der Amphiktyonen, als Beschützer des
Orakels, eingesetzt. Anfänglich nur Hüter des Tempels,
wurden sie später Repräsentanten der griechischen Staaten,
Schiedsrichter der Nation, entschieden über Krieg und

*) Pia ton - „Pbädrus." — 2) Eusebius; „praepar. evang." IV. 7. —
*) Zeller: „Phil. d. Griechen." III. % 783. — ±) Lucanus: „Pharsal."
V. 71 — 233. — 5) Cicero „de div." I, 1. — «) Eerodot II, 152. —
7) Plutarch „de def. or,*' — 8) Derselbe: „Cur Pythiaa etc. — 9) Herodo
L 54. — 10) ftträbo IX. 3. — J1) Aeschylus: „Eumenid." 40. — Cicero
„de div." IL 56.

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