Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 196
(PDF, 153 MB)
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196 Psychische Studien. XIV. Jahrg, 5. Heft. (Mai 1887.)

Frieden und bildetet) den höchsten Gerichtshof. Sie be-
sassen die höchste Autorität in Sachen der Religion, des
Völkerrechts, bei Entsendung von Kolonien und überhaupt
in den wichtigsten Staatsangelegenheiten.

Isokrates sagt vom Orakel zu Delphi, dass es von Jedermann
als uralt und als das zuverlässigste unter allen anerkannt
werde1), und Ctceio sagt: — „das wenigstens bleibt
unleugbar, wenn man nicht die ganze Geschichte umstossen
will, dass dieses Orakel viele Jahrhunderte hindurch wahrhaft
gewesen ist",2) — womit er nach Nägelsbach3) nur den
Glauben der ganzen alten Welt aussprach. In allen wichtigen
Angelegenheiten schickte die Regierung zur Einholung eines
Gutachtens Bevollmächtigte, Theoren genannt, nach Delphi4);
auch die Römer, da es kein eigentlich römisches Orakel
gab, wendeten sich im Bedarfsfalle dahin. Als der Tempel
548 v» Chr. abbrannte, wurde er auf Befehl der Amphik-
tyonen in noch grösserer Pracht wieder aufgebaut; die
Delphier zogen in den Städten umher und sammelten
Gaben für den Tempelbau ein5). Später erst, und auch
nur vorübergehend, büsste dieses Orakel an Ansehen ein,
als ein Bestechungsversuch der Priesterin durch Philipp von
Macedonien bekannt wurde, wodurch Demosthenes veranlasst
wurde, zu sagen, dass die Pythia philippisire6). Auch bei
Herodot kommt ein solcher Bestechungsversuch vor7).

Die Orakel waren also nicht alle von gleicher Berühmtheit
, und die einzelnen standen nicht immer in gleichem
Ansehen. Zu Cicero^ Zeiten war das Orakel in Delphi
verlassen, aber zu Plutarcli% Zeiten sprach es wieder. Diess
ist ein Umstand, der uns nicht nur die Betrugstheorie verbietet
, — denn Betrug wäre überall und zu allen Zeiten
gleich möglich gewesen, — sondern uns auch auf die richtige
Erklärung leiten kann. Der Schluss, welchen Cicero daraus
gezogen hat, ist noch heute gültig: — „Wie es also jetzt
weniger berühmt ist, weil die Richtigkeit der Orakelsprüche
weniger hervortritt, so würde es damals nicht so berühmt
gewesen sein, wenn es sich nicht durch die grösste Wahrheit
ausgezeichnet hätte."8)

Ein weiteres Merkmal für das hohe Ansehen von
Delphi, und somit für die Zuverlässigkeit des Orakels, liegt
in der Kostbarkeit der dort angehäuften Weihgeschenke.
Die vom Orakel geoflenbarten Wahrheiten sind es nach

*) Isokr. „Archid." 11. — *) Cicero „de div." 1.19.38. — 3) Nagels-
lach: „Nachhomerische Theologie." 183. — *) Pausanias „Mess."
9. 2. — 5) ßerodot V. 62. II. 180. — 6) Plutarch: „Demostb." 20. —
Herodot VI. 60. — 8) Cicero „de div." I. 19.


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