Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 198
(PDF, 153 MB)
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198 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1887.)

schwiegen zeitweilig, später aber sprachen sie wieder. Das
Orakel des Branchides schwieg zur Zeit des Xerxes und
sprach zur Zeit Alexander^1). Es fehlte also an einer
für die angewendeten Begeisterungsmittel empfanglichen
Priesterin, oder die Quelle der Begeisterungsmittel war eine
veränderliche. Wenn gesagt wird, dass das delphische
Orakel nur durch sechs Monate des Jahres sprach, dann
aber nach Pataros in Lycien überging, so heisst das
wohl, dass eine und dieselbe Priesterin zwei Orte zu versehen
hatte; und wenn das Orakel des Teiresias in
Orchomenos nach Eintritt einer Pest schwieg, so könnte
daraus vielleicht geschlossen werden, dass die Priesterin der
Pest erlag.

Zweierlei Punkte lassen sich aus den Berichten zuverlässig
feststellen: die wirkliche Existenz weissagender
Priesterinnen, und äussere Naturerscheinungen,
durch welche die Begeisterung erweckt wurde. Plutarch
sagt, dass, wo Quellen oder Dünste aus der Erde strömen,
sich der Sitz eines Orakels bilde; wenn die Quelle versiege,
erlösche auch das Orakel2). Höhlen mit aufsteigenden
Dämpfen, besonders in dem Höhlenlande Böotien, sind
häufig Sitz von Orakeln. Das zu Delphi verdankte seinen
Ursprung einem Hirten Koretas; er bemerkte, dass seine
Ziegen, wenn sie sich einem dortigen Erdschlund näherten,
in ausseroi dentliche Munterkeit geriethen, die sie durch wilde
Sprünge kundgaben. Als er selbst hinzutrat, wurde er von
prophetischer Begeisterung ergriffen und begann zu weissagen
. Anfänglich wurden seine Reden verlacht; als aber
die Weissagung eintraf, wurde er bewundert3). Pindar sagt,
dass die Dämpfe in Delphi manchmal so stark ausströmten,
dass sie den ganzen Tempel durchzogen*). Dieser aufsteigende
Dampf— d{iq)rj, ätfiog, Jtvevfia ev&ovöiaonxov —
wurde von Einigen für natürlich, von Anderen für göttlich
gehalten. Die Erdspalte, woraus dieser göttliche Dunst
hervorstieg, befand sich in Delphi im Tempel; darüber stand
der Dreifuss, auf den die Priesterin sich setzte, nachdem
sie Lorbeerblätter gekaut und aus der kastalischen Quelle
getrunken hatte. Darauf erhielt sie ihre Eingebungen.

Es fehlt nicht an Anzeichen, dass schon im Alterthum
einsichtige Männer in den aufsteigenden Dämpfen
nicht die eigentliche Ursache, sondern nur die

*) Strdbo XVII. 1. 43.

2) Plut. „def. or.u

3) Bhendort. Diod. XVI. 26. Pausan. „Phok." 5.
«) Pindar „Olymp." VII. 59.


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