Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 201
(PDF, 153 MB)
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Carl du Prel: Die Orakel.

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oder Eigenschaft, die sie vorher nicht gehabt haben, bekommen
sollten, ist gar nicht wahrscheinlich; weit eher lässt
sich denken, dass sie alle ihre Kräfte beständig, auch während
ihrer Vereinigung mit dem Körper, wiewohl in einer geringem
Vollkommenheit besitzen. Einige derselben sind unmittelbar
und verborgen, einige auch ganz schwach und stumpf, einige
auch, wie wenn man durch einen Nebel sieht, oder sich im
Wasser bewegt, träge und unwirksam, und erfordern theils
eine sorgtältige Wartung und Wiederherstellung in ihren
gehörigen Zustand, theils eine Wegräumung und Reinigung
alles dessen, was ihnen im Wege steht. Denn so wie die
Sonne nicht erst dann, wenn sie den Wolken entweicht,
glänzend wird, sondern es beständig ist, und nur wegen
der Dünste uns finster und unscheinbar vorkommt, eben so
erhält auch die Seele nicht erst dann, wenn sie aus dem
Körper, wie aus einer Wolke, herausgeht, das Vermögen in
die Zukunft zu sehen, sondern besitzt es schon jetzt, wird
aber durch ihre genaue Vereinigung mit dem Sterblichen
geblendet. ... So schwach, so stumpf und unmerkbar nun
auch dieses den Seelen eingepflanzte Vermögen sein mag,
so geschieht es doch zuweilen, dass eine oder die andere
gleichsam aufblüht, und aus demselben in Träumen und
bei den Mysterien Gebrauch macht, entweder weil der
Körper alsdann gereinigt wird und die hierzu erforderliche
Stimmung erhält, oder weil die Kraft, zu denken und zu
überlegen, jetzt, da sie von allem Gegenwärtigen losgerissen
und befreit ist, sich mit der bloss von der Einbildung, nicht
aber von der Vernunft abhängenden Zukunft beschäftigen
kann. Euripides sagt zwar: „„Wer gut muthmaassen kann,
ist der beste Prophet"44; aber er irrt sich, denn der ist
bloss ein gescheidter Mann, der der Leitung seiner Vernunft
und den Gründen der Wahrscheinlichkeit folgt. Die Weissagungskraft
hingegen ist an sich, gleich einer unbeschriebenen
Tafel, ohne Vernunft und ohne Bestimmung, aber doch gewisser
Vorstellungen und Vorempfindungen empfänglich,
und erreicht das Zukünftige ohne alle Vernunftschlüsse,
vornehmlich aber dann, wenn sie aus dem Gegenwärtigen
ganz herausgesetzt ist Diess geschieht durch eine besondere
Stimmung und Beschaffenheit des Körpers, und hieraus erfolgt
dann diejenige Veränderung, die wir Enthusiasmus
nennen."1) —

Mit anderen Worten: die Seele des Menschen
gehört zum Geschlecht der Dämonen, d.h. sie ist
intelligibler Natur und als solche hellsehend; während

l) Plut. „def. or."


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