Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 228
(PDF, 153 MB)
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I

228 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1887.)

fester Ueberzeugung vor, dass uns zuhörenden Kindern in
dem dämmerigen Kabinet oft genug das Gruseln ankam.
Vieles war der guten Frau, der es nicht entfernt einfiel,
dass ihre Erzählungen für uns üble Folgen haben könnten,
nach ihrer Behauptung selbst begegnet, und gerade diese
Vorgänge fesselten uns natürlich am meisten. — Ich war
von Natur schwächlich und nervös. So gern ich herumtobte
, lärmte, beim Spiel wohl auch laut bramarbasirte, so
fuhr ich doch bei jedem ungewohnten Geräusch zusammen.
Furcht in eigentlichem Sinne war dies Erschrecken nicht,
es erklärte sich leicht aus einer krankhaften Reizbarkeit
der Nerven. Dass diese Reizbarkeit durch Erzählungen,
wie sie uns die Bauerfrau zum Besten gab, nur gesteigert
werden musste, lag auf der Hand. — Es währte gar nicht
lange, so kam mir in der Dämmerung, wie man zusagen
pflegte, allerhand vor. Hinter jeder Hecke, in jedem dunkeln
Winkel hörte ich Geflüster. Falbe Schatten mit lang
nachschleppenden Gewändern schwebten über Wiesen und
Weihern, oder blieben mir bis an den Pfarrhof als treue
Begleiter zur Seite, wenn ich des Abends, sei es allein, sei
es mit Andern zusammen, den kurzen Weg von dem Hofe
des Gerichtsmannes nach der Pfarrei zurücklegte. Es war
gar kein Zweifel, ich fing an, Geister oder Gespenster zu
sehen, und weil ich sie sah, weil vor meinen eigenen Augen
sich die Luft mit ungreifbaren Gestalten und allerhand
grinsenden Fratzen bevölkerte, musste die gute Frau Recht
haben, und ich verehrte sie wie eine Prophetin. — Ihr
Sohn betrachtete die Dinge nüchterner. Ihm 'kam nichts
vor1, wohl aber glaubte er, dass ich wirklich sähe, was meine
erregte Phantasie mir vorspiegelte. Er zweifelte nie an
meinen Gesichten, was jedenfalls besser gewesen wäre,
sondern bestärkte mich vielmehr darin, indem er sagte:
'Du hast's gerade wie meine Mutter'. - Gegen meine Eltern
beobachtete ich über diese Gebilde meiner Phantasie strenges
Stillschweigen. Ich wusste, dass der Vater sehr ärgerlich
werden würde, wenn ihm etwas davon zu Ohren käme,
denn er war ein kräftiger, gesunder Mann, aller Ueber-
spanntheit in hohem Grade abhold und ein abgesagter
Feind nervenschwacher Menschen. Bei der Mutter hätte
ich wohl eher Anklang gefunden; jedenfalls würde sie mich
verstanden haben, denn sie hatte wiederholt wunderbar
prophetische Träume gehabt, so dass sie in der
ganzen Familie für eine seltsam begabte Natur galt. Wenn
ich aber der Mutter verrieth, was mir alles 'vorkam', und
was mich von Tag zu Tag ängstlicher und schreckhafter


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