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Kurze Notizen. 229
machte, so wurde auch der Vater sofort davon unterrichtet,
denn die Mutter hatte niemals auch nur das kleinste Ge-
heininiss vor ihm." —
(Fortsetzung folgt.)
Kurze Notizen.
a) In der Studie: „Das Problem der Tragödie bei
Schelling und Schopenhauer" von Alfred Stelzner in „Preussische
Jahrbücher" December 1886 heisst es gegenüber Schelling's
Ansicht von der Transcendenz des Schicksals für die Tragödie:
— „Was nun Schopenhauer betrifft, so ist zu constatiren, dass
für die Nutzanwendung auf die Aesthetik der Tragödie die
Schicksalsidee bei ihm nicht annähernd in dem Maasse wie
bei Schelling zur Geltung kommt. Wenn er aber auch zu-
giebt, dass an den Gedanken über das Schicksal, die eine
metaphysische Phantasie genannt werden könnten, Alles
zweifelhaft ist, nicht nur die Lösung, sondern sogar das
Problem selbst, und die Betrachtungen darüber nicht viel
mehr als ein Tappen und Tasten im Dunkeln sein würden,
wo man merkt, dass wohl etwas da sei, jedoch nicht recht
weiss, wo noch was, so neigt er sieh — fussend auf dem
demonstrabeln Fatalismus, d. i. der unumstösslichen Wahrheit
, class Alles, was geschieht, mit strenger Notwendigkeit
eintritt, — doch, wie auch der ältere Schelling, entschieden
dem transcendenten, nicht demonstrabeln Fatalismus zu, der
Ansicht, dass jene Notwendigkeit alles Geschehenden
keine blinde sei, dem Glauben an einen ebenso plan-
mässigen wie nothwendigen Hergang im Lebenslauf. — Unser
Wesen und Dasein, nicht unser Thun noch Lebenslauf, sei unser
Werk. Schon bei der Geburt des Menschen, meint Schopenhauer
sogar, sei sein ganzer Lebenslauf bis ins Einzelne unwiderruflich
bestimmt, so dass eine Somnambule in höchster
Potenz ihn genau vorhersagen könnte. — Der Zufall,
der das Leben zu beherrschen scheine, sei nur Werkzeug
der geheimen unerklärlichen Macht einer tief verborgenen
Notwendigkeit. Ja, Sch. scheint geneigt, nach Art der
(Kaufsehen) Distinction von empirischem und intelligibelem
Character dem Gedanken Raum zu geben, dass diesem
♦mundus phaenomenon', in welchem der Zufall herrscht,
durchgängig und überall ein 'mundus intelligibilis' zum Grunde
Hige, welcher den Zufall selbst beherrscht. — In Wahrheit,
meint er, kann jedoch jene verborgene und sogar die äusseren
Einflüsse lenkende Macht ihre Wurzel zuletzt doch nur in
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