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236 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1887.)
schrieen waren?! Kann denn Herr Prof. Fritz Schultze überhaupt
noch leugnen, dass es Vorgänge im somnambulen und
hypnotischen Zustande giebt, welche mit den Vorstellungen
einer Geisterwelt innigst verknüpft, ja geradezu auf sie
basirt sind? Wo bleibt da die „Rohheit" des Spiritismus,
wenn sie doch „Naturwahrheit und gegebene Wirklichkeit"
ist, die nur den Vorurtheilen des Herrn Prof. Dr. Fritz
Schul tze nicht zu passen sehe int. Das Uebrige hat er von uns.
g) Die Vorstellungen des dänischen Hypnotiseurs Hansen
im „Coucordia-Theater" in Berlin rufen im Publikum ein
ganz ausserordentliches Interesse hervor. Allabendlich ist
das Theater dicht gefüllt und die Zuschauer folgen den
Vorführungen Hansens mit sichtlicher Spannung. Der
Magnetiseur ist mit Erfolg bemüht, durch immer neue Experimente
Abwechselung in sein umfassendes Programm zu
bringen; es fehlt auch nie an zahlreichen Medien, welche
sich ihm zu seinen Veisuchen zur Verfügung stellen. An
einem der letzten Abende erschienen auch zwei Damen auf
der Bühne, von welchen sich die eine, ein hübsches, junges
Mädchen, als dem Hypnolismus zugänglich erwies. Sie
wurde von Hansen mit Leichtigkeit in den Wahn versetzt,
sich in einem Garten zu befinden und beugte sich zum
Blumeupflücken auf den Boden. Dieses Experiment machte
einen sehr anmuthigen Eindruck. Wie die Direction mittheilt,
experimentirt Herr Carl Hansen nur mit völlig einwandsfreien
Medien, die er vorher noch nie gesehen hat; es haben sich
unter denselben Studenten, ja sogar Officiere befunden, also
Persönlichkeiten, die über den Verdacht der „Mitwirkung"
erhaben sind; es entspricht durchaus den Wünschen des
Herrn Hansen, dass man allabendlich aus dem Publikum
heraus Namen und Persönlichkeiten der Medien feststellt.
(„General-Anzeiger für Leipzig und Umgebung" No. 95 vom
26. April 1887.)
h) Im „Leipziger Tageblatt" vom Ostertage (d. Jü. April
1387J lesen wir: — „Eine eigentümliche Aufgabe, welche
zugleich das hohe Ansehen der Universität Leipzig gegenüber
den anderen Landesuniversitäten bezeugt, hatte erstere
im Jahre 1717 zu lösen. In Jena hatte ein Student nebst
einigen Bauern in der Christnacht des Jahres 1716 in einem
Winzerhause auf den Weinbergen einen Schatz heben und
die ihn bewachenden Geister bannen wollen. Die Sjjche lief
aber schlecht ab. Die Geister schlugen die Bauern todt
und richteten den Studenten so übel zu, dass er anderen
Tages tödtlich krank in dem Häuslein aufgefunden wurde.
Dass dieser Casus tragicus von den Geistern verschuldet
worden sei, bezweifelte .Niemand, und deshalb unterblieb
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