Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 245
(PDF, 153 MB)
Bibliographische Information
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Maack: E. T. A. Hoffmann als Mystiker. 245

Zweifel dagegen nicht aufkomme. Nur in der Poesie liege
die tiefere Erkenntniss alles Seins. Die poetischen Gemüther
wären die Lieblinge der Natur, und thöricht sei es, zu
glauben, dass sie zürnen solle, wenn diese Lieblinge darnach
trachteten, das Geheimniss zu errathen, das sie mit ihren
Schleiern bedecke, aber nur wie eine gute Mutter, die das
köstliche Geschenk den Kindern verhüllt, damit sie sich
desto mehr freuen sollen, wenn, ist ihnen die Enthüllung
gelungen, die herrliche Gabe hervorfunkelt." (IL 87.)

Wem fällt als Seitenstück hierzu nicht die Anekdote
von jenem Professor der Mathematik ein, der, nachdem er
Glucks „Iphigenie in Tauris" gehört hatte, seinen entzückten
Nachbar sanft auf die Schultern klopfte und lächelnd fragte:
„Aber was ist dadurch nun bewiesen?" Wohl selten hat
ein Gelehrter seine Wissenschaft durch solch' naive Frage
so beschämt, wie dieser biedere Mathematiker. Auch Hoffmann
erblickt in der Musik die „Sprache des Himmels. Die
Ahnungen des höchsten Wesens, welche die heiligen Töne *
in des Menschen Brust entzünden, sind das höchste Wesen
selbst, welches in der Musik verständlich von dem über-
schwänglich herrlichen Reiche des Glaubens und der Liebe
redet." (VIII. 448). ♦ ♦. „Sie sagte, ihr ganzes Leben sei
Musik, und oft glaube sie manches im Innern geheimnissvoll
Verschlossene, was keine Worte aussprächen, singend
zu begreifen. <Ja, ich begreife es dann wohr, fuhr sie fort,
'aber es bleibt todt und kalt um mich, und indem man eine
schwierige Roulade, eine gelungene Melodie beklatscht,
gl eifen eisige Hände in mein glühendes Herz! — Aber du

— du verstehst mich: denn ich weiss, dass auch dir das
wunderbare, romantische Reich aufgegangen, wo die himmlischen
Zauber der Töne wohnen T--Der erste Akt hatte

mich entzückt, aber nach dem wunderbaren Ereigniss wirkte
jetzt die Musik auf eine ganz andere, seltsame Weise. Es
war, als ginge eine lang verheissene Erfüllung der schönsten
Träume aus einer anderen Welt wirklich in das Leben ein;
als würden die geheimsten Ahnungen der entzückten Seele
in Tönen fest gebannt und müssten sich zur wunderbarsten
Erkenntniss seltsamlich gestalten." (VII. 97.)

Und in der That! Wenn wirklich das Gefühl das
letzte Unbeweisbare ist, worauf alle Gewissheit zurückgeht,

— und meines Erachtens scheint alles hierfür zu sprechen,

— so würde die Quelle aller metaphysischen Wahrheiten
(auf welche es doch schliesslich nur ankommt) in dem
öebiet sprudeln, welches vor allen andern dazu berufen ist,
das Gefühl zum unmittelbaren Ausdruck zu bringen: in der
Kunst, und zwar hauptsächlich in der Poesie und der Musik


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