Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 246
(PDF, 153 MB)
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246 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1887.)

So würde sich alle Philosophie in Kunst verflüssigen und
die höchste Wissenschaft die Aesthetik sein! Und schimmert
denn nicht bereits das rosenfingernde Morgenlicht eines
künstlerischen Idealismus über die in kritischem Realismus
traumumfangene Erde hin; verscheuchen denn nicht bereits
gewaltige Protuberanzen jener Zukunftssonne die prosaische
Einsterniss der Gegenwart trotz alles Lärmens und Tobens
unserer realistischen Dunkelmänner?! Ja! Noch einmal sei
es gesagt: — „Das ist die unvergängliche Aufgabe der
Poesie — von der man gewöhnlich meint, sie sei nicht dazu
berufen, in diesem wilden Streit (der Geister und Meinungen)
mit auf das Schlachtfeld zu treten und um die Antwort auf
jene Frage (nach dem grossen unbekannten Etwas) waffenklirrend
zu kämpfen, — und darin besteht ihre unaustilgbare
Kraft, dass sie die Wahrheit andeutet, wo die Vernunft sie
nicht entdecken kann, und dass sie an das Licht bringt, was
im tiefsten Innern unseres Busens unausdrückbar schlummerte.
In diesem Sinne wird sie Mitkämpferin im Geisterstreite und
spielt die Johannesrolle für den Messias der Zukunft."*)

Daher lasst uns heute**) die poetische Stimme eines
Mannes hören, der wie wenig andere die seltsamsten Gegensätze
in sich vereinigt. Scharfgesunder Menschenverstand —
fratzenhafter Wahnsinn; abenteuerlichste Phantasie — alltäglichste
Nüchternheit; ungebundenste Ausgelassenheit —
abgeschlossenes Philisterthum; schale Wirklichkeit — Visionen
— Träume — finsterer Dämonenglaube; schneidendste
Ironie — demüthigste Wehmuth; keusche Herzensgüte —
feile Gemeinheit; weibische Weichlichkeit — männliche
Festigkeit — — das sind die Ingredienzien, deren bunte
Mischung den Reiz der Hoffmann'sehen Kunstschöpfungen
ausmachen. Ueberall giebt er — ein echter Dichter — sich
selbst. Alles ist bei ihm erlebt und tritt lebendig aus seinem
Innern hervor. Doch will er seine launisch - possenhaften
Figuren, seine graulich-spukartigen Gestalten, seine Alltagscharaktere
der Pflicht und Prosa, seine leichtbeschwingten
Traumphantome nur um ihrer selbst willen zu einem über-
müthigen Conglomerat zusammenwerfen, um dieses im Kampf
eines zersetzenden Spottes mit der Unschuld und Reinheit
des Herzens (die ihm immer die höchsten Güter bleiben)
meist unter Einwirkung einer unheimlich dämonischen Macht
ebenso absichtslos wieder aufzulösen. Er wendet sich nämlich
ausdrücklich gegen die, welche seine Märchen, seine „zu

*) Oskar Bulle in „Gegenwart" Nr. 19 Bd. XXIX. (8. Mai 1886.)

**) Ich gedenke auch andere Dichter des Uebersinnlichen in ähnlicher
Weise, wie es hier mit Hoff mann geschieht, zu behandeln«


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