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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v, Hartiaann's Werk. 267
Eimer hinter dem Vorhang hervor. In dem kalten Wasser
schwammen zwei Massen festgewordenen Paraffins. Die eine
glich einem dicken weissen Handschuh von Alabaster — die
andere war ihr ähnlich, aber viel kleiner. Als ich die
grössere Masse aus dem Wasser herausnahm, fand ich
sie hohl und sah, dass sie die Gestalt einer menschlichen
Hand hatte. Die kleinere Masse war eine Griessform vou
der Hand eines kleinen Kindes. Eine anwesende
Dame erkannte eine Eigentümlichkeit, eine leichte Entstellung
, welche der Hand ihrer Tochter eignete, die gelegentlich
im Alter von 5 Jahren in Süd-Afrika ertrunken
war. Ich trug die beiden Eimer in mein Studirzimmer,
liess dort die Giessformen im Wasser schwimmen, verschloss
die Thüre und steckte den Schlüssel in die Tasche.
„Am folgenden Morgen verschafften wir uns feinen
Gypsmörtel, den wir einweichten und in die grösseren
Giessformen gössen. Um den Abguss davon zu erhalten,
musste diese Giessform selbst geopfert werden. Die Giess-
form einer menschlichen Hand würde mit allen gesonderten
Fingern zwanzig einzelne Stücke erheischen, und jede Verbindung
würde sich auf dem Abguss zeigen. Was ich that,
war nur das, den flüssigen Gypsmörtel sich in der Form
setzen und erhärten zu lassen; und dann opferte ich die
Giessform durch Abschmelzen derselben mit heissem Wasser.
Die schöne Hand meiner Tochter kWillig mit ihren
langen, schmal zulaufenden, künstlerischen Fingern und
deren anmuthiger Haltung, genau so wie sie sie hielt beün
Eintauchen in das heisse Paraffin, — das fast ebenso heiss
war wie kochendes Wasser, — liegt jetzt unter Glas auf
meinem Kaminsims. Wenn ich meine Hand in derselben
Lage halte, frappirt die Aehnlichkeit des Abgusses, obgleich
dieser etwa ein Drittel kleiner ist, Jedermann, der ihn
sieht. Er gleicht nicht den Conventionellen Händen der
Bildhauer. Es ist eine rein natürliche, anatomische Hand,
mit jedem Knochen und jeder Sehne, und die feinsten Haut-
Markirungen sind deutlich auf ihr sichtbar. Es ist die
Hand, welche ich so gut in ihrem sterblichen Leben kannte,
und die ich so oft gesehen und gefühlt habe, seit sie
materialisirt wurde.
„Die kleine Giessform wurde der Mutter gegeben,
welche einen Abguss von ihr erhielt und keinen Zweifel
hegt, dass es die Hand ihres Kindes ist,
„Ich weiss so bestimmt, als ich irgend eine Thatsache
wissen kann, dass der Abguss auf meinem Kaminsims aus
einer Giessform stammt, welche gebildet wurde auf der
materialisirten Geisteshand meiner Tochter. Das ganze
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