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Prof. N.: Die geistige Mechanik der Natur.
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Man kann sich auch vorstellen, dass drei Aetome so
zusammentreffen, dass keines den übrigen zweien ausweicht,
folglich entsteht eine Gruppe aus drei Aetomen. In gleicher
Weise kann man sich Gruppen denken, welche aus verschiedenen
Mengen von Aetomen zusammengesetzt sind, und
vermag man diese Gruppen nicht zu zerstören, so erscheinen
sie dauerhaft, sie bilden eine chemische Einheit, einen
chemischen Grundstoff, ein chemisches Atom,
Die Chemie kennt über 60 Grundstoffe; die Zahl derselben
kann aber eine Legion sein, und wie man einsieht,
kann ein Grundstoff für neue Verhältnisse in mehrere
Aetomgruppen zerfallen, somit ist „Grundstoff" nur ein
relativer Begriff,
Die chemischen Verbindungen unterscheiden sich von
physikalischen Verbindungen wesentlich dadurch, dass sich
1) durch die chemische Verbindung eine Veränderung der
Eigenschaften ergiebt, indem das chemische Molekül sich
anders als seine chemischen Atome verhält, und dass 2) die
chemischen Verbindungen nur nach sogenannten stöchio-
metrischen Gewichtsverhältnissen erfolgen.
Was ist nun der Grund für die stöchiometrischen Verbindungen
?
Denken wir uns, ein chemisches Atom enthalte an einer
Stelle ein Kräftebündel zwischen den Aetomkernen so eingelagert
, dass die negativen Pole w in das Innere zwischen
den Aetomen hineinragen und von den inneren Aetomen
festgehalten werden, während die positiven Pole a ihre
Basisflächen vereinigt nach aussen legen. Denken wir uns,
solche Kräftebündel seien an mehreren Stellen eines chemischen
Atomes vorhanden, dann sieht man ein, dass der
Atomkern auf seiner Oberfläche eine gewisse Anzahl solcher
vereinigter a-Pole besitzt, während an den übrigen Stellen
der Atomkern nur w-Pole als Oberfläche der einzelnen Aetome
des Atoms zeigt. Die vereinigten a-Pole nenne ich zusammen
einen chemischen Pol eines materiellen Atomes, und
diese chemischen Pole sind die Ursachen des Entstehens
chemischer Verbindungen; denn verbinden sich materielle
Atome derart, dass ein chemischer Pol eines materiellen
Atomes mit einem und nur mit einem chemischen Pol
eines andern materiellen Atomes sich verbindet, oder zwei
Pole des einen mit zweien des andern u. s. w., und behält
jedes materielle Atom die Anzahl seiner chemischen Pole
bei: — dann können nur Verbindungen nach stöchiometrischen
Gewichtsverhältnissen erfolgen, und dass diese
Verbindungen andere Eigenschaften als ihre materiellen
Atome zeigen, ist selbstverständlich.
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